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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0119
bis nach Schwaben, allerdings zu einem geringeren Preis als in den oberen
Vogteien, verkauft. Die Bewohner sind folgsame Untertanen, fleißig und
können sich trotz der kleinen Gemarkungen ernähren. Besonders in Wolfenweiler
ist durch das treffliche Bemühen rechtschaffener Vorgesetzter gar viel
besser gehaust worden als im Nachbarort, so daß auch hier sich das Gemeindevermögen
erheblich vermehrt hat. Allerdings ist hier ein Laster besonders ausgeprägt
, nämlich die Prozeßsucht. „Es sind nämlich einige davon gänzlich
verdorben, andere auf dem Weg dazu, es ist ihnen aber bei ihrem mißtrauischen
Eigensinn nicht zu helfen." Was die Gebrechen betrifft, so ähneln diese zwei
Vogteien Thiengen: Holzmangel, viele Zinsgüter von Fremden, außerdem
doppelt soviel Herrschaftsgefälle wie in Mengen. Schlecht bestellt ist es mit
Wirtshäusern, so daß die Fremden weiterziehen.

Der Bericht über die oberen Vogteien beginnt mit der Vogtei Badenweiler,
die sich aus acht Dörfern und Weilern zusammensetzt. Badenweiler, vormals
Sitz des Oberamtes, zählt 38 Haushaltungen. Das in der Nähe gelegene Schloß
ist 1679 mit viel Wein, Frucht und einem Schatz von Skripturen niedergebrannt
worden. Der Ort ist durch sein aus dem Berg hervorquillendes laues Bad
berühmt, das eine heilsame Kraft ausübt. Die Bewohner sind still und folgsam,
sie wissen nichts vom Schwelgen, da sie auch keine Zeit und Mittel dafür haben.
Denn dieses Badenweiler ist ein armer Ort, dessen Bewohner sich kümmerlich
mit etwas Viehzucht und Holzarbeit ernähren. Die vier größeren Landwirte
könnten ihren Mitbürgern zu einem Stück Brot verhelfen, allein sie tun es nicht.

Bedeutend besser gestellt sind die beiden nächsten Dörfer Ober- und Niederweiler
mit zusammen 152 Haushaltungen. Hier fallen besonders die vielen
Gewerbebetriebe auf: fünf Mahlmühlen, zwei Sägen, eine Hanf reibe und eine
Bohnenstampfe. Oberweiler besitzt neben verschiedenen Handwerkern sogar
ein Eisenbergwerk mit einer Faktorie.

Fast ganz vom Wald lebt die Ortschaft Schweighof (26 Haushaltungen). In
Lipburg (30 Haushaltungen einschließlich dem Weiler Sehringen) wird der gute
Wein gelobt. Wein, Obst und Frucht wird in Zunzingen angebaut, wo es einige
vermögende Bauern gibt; die Taglöhner arbeiten in den Steinbrüchen.

Unter allen Vogteien ist Badenweiler die ärmste; das betrifft besonders die
Ortschaften des Gebirgsrandes, da die Einkünfte aus dem Wald und dem
Eisenbergbau zurückgehen. Die Verbesserungsvorschläge Saltzers zielen deshalb
darauf, den Badebetrieb in die Höhe zu bringen. Und hier fehlt es anscheinend
an allem: der nötigen Bewirtung und Bedienung, an Gerät, an
billigem Verzehr und an Lustbarkeiten. Dies hat auch die Basler Gäste vertrieben
, die sich sonst haufenweise einfanden. Vergeblich hat sich bisher der
Oberamtmann bemüht, die Wirte zu überzeugen. Es sind Bauern, die glauben,
daß sich der vornehme Badegast mit einem Bett, einem hölzernen Stuhl, einem
ungehobelten Tisch und mit einer dunklen Kammer begnüge, daß er nur Rind-
und Llammelfleisch mit Kraut, Salat und Speck esse, statt kostbarem Gebäck
zum Nachtisch sich mit Straublen und Pflutten begnüge. Kurz gesagt, der Gast
wird als Vogel betrachtet, den man rupfen muß!

Saltzer schlägt nun im einzelnen die Verbesserung der Gastzimmer und
ihrer Einrichtung vor (modische Möbel, Matratzen, Strohsessel), außerdem
schmackhaftere Speisen und eine höflichere Bedienung. Daneben sollen Spazierwege
angelegt und gewisse unschädliche Lustbarkeiten, wie Tanz und Scheibenschießen
gepflegt werden. Eine Badzeitung soll über besonders merkwürdige
Kuren berichten, mit den Steinen der Schloßruine soll ein Badhaus erstehen.

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