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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0124
Buchbesprechungen

Konstantin Schäfer, Neuenbürg. Die Geschichte einer preisgegebenen Stadt. 531 Seiten,
zahlreiche Abbildungen und Tafeln. Neuenburg a. Rh. 1963 (Druck Rombach & Co.).

Dieser Tage erscheint eine Stadtgeschichte von besonderer Prägung. Der Verfasser
ist Konstantin Schäfer, den Oberländer Heimatfreunden und Historikern als Redaktor
der schönen Zeitschrift „Die Markgrafschaft" und als Verfasser vieler tief- und
hintergründiger historischer und kulturhistorischer Aufsätze wohlbekannt und hochgeschätzt
. Der Titel seines Buches lautet: Neuenbürg, die Geschichte einer preisgegebenen
Stadt. Diese Fassung des Titels sagt bereits genau aus, wie und von
welchem Standpunkt her Konstantin Schäfer die Geschichte Neuenbürgs betrachten
will, — vom Erleben des Menschen her nämlich, der die große Geschichte der Dynastien
und Nationen erleidet und sich dabei dennoch lebend behauptet. In der Einleitung
bestimmt Schäfer diesen seinen besonderen Blickpunkt recht präzise mit
folgenden Worten: „Die Absicht dieses Buches: Es will Rechenschaft geben von dem
Leidensweg einer Stadt in der Vergangenheit, will ihr Wesen als das einer lebendigen
Stadtpersönlichkeit zeigen. Es will aber auch aus der Forderung an die Zukunft die
Verantwortung der Gegenwart sichtbar machen. Darüber hinaus muß alles geschichtliche
Geschehen ein Spiegel sein, in dem wir uns selbst erkennen. So ist es immer
das menschliche Antlitz, das uns aus allem anblickt."

Noch persönlicher faßt das Vorwort des Buches den gleichen Gedanken. Dort sagt
Schäfer: „Es kam mir darauf an, das Wesen dieser Stadt als einer lebendigen Persönlichkeit
zu erfassen und hinter allem das menschliche Antlitz zu suchen."

Kann Geschichte wahrer aufgespürt und dargestellt werden als unter diesem entschiedenen
humanistischen Leitgedanken? Sie kann es nicht, und man wünschte den
Schreibern der sogenannten großen Geschichte, die sich nur allzuoft in Nationalismen,
Ideologien und klischierten Ressentiments erschöpfen, etwas von der Gesinnung und
Geschichtskonzeption, etwas von der phrasenlosen Ehrlichkeit der historischen Schau,
etwas von der hohen Menschlichkeit des Wertens und Urteilens, wie man sie in
Schäfers Neuenburger Geschichte antrifft.

Man muß dieses Buch selbst lesen, um festzustellen, wie sehr Schäfer seine selbstgesetzten
historiographischen Maximen zur Freude des Lesers auch getreu befolgt.
Hier mögen nur einige treffend formulierte Kapitelüberschriften zeigen, wie lebendig
der Verfasser die große, ferne Geschichte der Staaten sich im Erleben der Stadt
Neuenburg und seiner Bürger spiegeln läßt: Chronikhaft sind die ersten Kapitel
überschrieben: „Von der Entstehung der preisgegebenen Stadt" und „Wie das Mühlenspiel
weiterging und Neuenburg freie Reichsstadt wurde". Dem der Stadt entstammenden
Geschichtsschreiber Mathias von Neuenburg und seiner Zeit ist ein
späteres Kapitel gewidmet. Nach weiteren, nur von der Historie her betitelten Kapiteln
heißt eines, das die burgundische Zeit der Oberrheinlande behandelt, bezeichnenderweise
: „Peter von Hagenbach und das Motiv der Schuld". Aus der verworrenen
Zeit des Dreißigjährigen Kriegs berichtet ein Kapitel „Drei Bittschriften aus dem
Dreißigjährigen Krieg". In das 16. bis 18. Jahrhundert führt ein Kapitel „Die Ratsbesatzung
", das über die Struktur des Neuenburger Stadtregiments, über den Rat
und seine Zusammensetzung nicht nur theoretisch informiert, sondern durch Vorführen
von historischen Vorgängen auch anschaulich belehrt. Das feindliche Herübergreifen
des französischen Nachbarn in die deutschen Oberrheinlande findet ebenso

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