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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0125
seine deutliche Spiegelung in der Geschichte Neuenbürgs wie die Ereignisse der
französischen Revolution. Neben den politischen Ereignissen und ihren Auswirkungen
sind immer wieder, und zwar jeweils an den chronologischen Schwerpunkten auch
wirtschaftliche oder technische Dinge dargelegt. So etwa wird in dem Kapitel 33 mit
dem Titel „Die Brücke" die Bedeutung des Neuenburger Rheinübergangs grundsätzlich
erörtert und die Neuenburger Brücke in der Phase ihrer Planung zu Ende des
18. Jahrhunderts besprochen. Und wie menschlich spiegeln sich die das ganze Oberrheingebiet
berührenden Fakten der Rheinkorrektion Tullas in dem schönen Kapitel
„Der Herr Johannes und der Bannstreit"! Die neueste Zeit macht mit der Darstellung
der Kriegsereignisse 1870/71 und 1939/45 die schicksalhafte Situation Neuenbürgs als
einer Grenz- und Brückenstadt noch einmal erschütternd deutlich, vor allem in der
völligen Zerstörung der Stadt durch französische Artillerie im Juni 1940. Doch vermag
Schäfer sein Werk zu schließen mit dem tröstlichen Bericht über den Wiederaufbau
des Zerstörten, der Neuenburg bei aller Bewahrung des Alten ein neues Gesicht gegeben
hat. Das Buch schließt mit der Mahnung an die Gegenwart, aus den zwei
Möglichkeiten, die Neuenburg stets besaß, nämlich entweder Sperriegel oder Brücke
zu sein, der besseren zur Erfüllung zu verhelfen, — der Möglichkeit, Brücke zu sein
über den Rhein, - - der Möglichkeit, die „Frieden zwischen den beiden Ufern und
Sicherheit" für den Menschen bedeutet.

Man sieht dem in sorgfältiger Diktion und dennoch in lebensvoller Sprache geschriebenen
Werk Schäfers auf den ersten Blick nicht an, daß sich hinter der interessanten
Darstellung eine intensive und jahrelange Forscherarbeit allzubescheiden
verbirgt. Forschungsarbeit nicht nur in gedruckten Quellen und Sekundärliteratur —
doch auch von ihr gibt die Bibliographie des Buches ein Bild —, sondern eigentlich
historische, umfangreiche Forschungsarbeit an archivalischem Material. Wer in den
letzten Jahren den Verfasser in seinem Arbeitszimmer in Neuenburg aufsuchte, fand
ihn stets umgeben von immer neuen Paketen von Urkunden und Akten aus den
verschiedensten Archiven des Landes und erfuhr auch aus seinen Erzählungen, daß
er oft und lang auch im Generallandesarchiv in Karlsruhe an jenen Urkunden
arbeitete, die wegen ihres Wertes nicht nach auswärts verschickt werden konnten.
Aus all den vielen Archivalien, den zahlreichen Pergamenturkunden, den Tausenden
von Aktenseiten mit ihren nicht immer einfach zu entziffernden Schriftzügen
und ihrer nicht immer leicht verständlichen, weil überlebten Sprache, gewann
Konstantin Schäfer sein Geschichtsbild der Stadt Neuenburg und sein Wissen um die
Neuenburger vergangener Jahrhunderte. Aus den mannigfachen Fakten dieser alten,
verstaubten Berichte wußte Schäfer das historische und dennoch zeitlose Antlitz der
Stadtgemeinde Neuenburg zu erblicken in jenem Sinne, den ein von ihm zitiertes
österreichisches Gemeindegesetz vom Jahre 1849 mit den Worten umreißt: „Die
Gemeinde ist eine moralische Person. Sie umfaßt die Reihenfolge der vergangenen,
gegenwärtigen und zukünftigen Geschlechter . . ."

Ähnlich meisterhaft wie Schäfer in der erstmaligen Ausschöpfung der archivali-
schen Quellen verfuhr, verstand er es auch, diese Quellen durch Einschub treffender
Partien im darstellenden Text selbst sprechen zu lassen. Vollends und selbständig
reden die Quellen in einem großen Anhang des Buches, der über 50 der insgesamt
531 Seiten des gewichtigen Bandes füllt. Dort finden sich Urkunden ganz oder in
Auszügen abgedruckt, von Schäfer oft sorgfältig mit längeren Erklärungen der
fremden und fremdländischen Worten versehen, — dort finden sich Inventarien und
Statistiken, ein Flurnamenverzeichnis, eine Geschichte der Neuenburger Vereine,
Stammtafeln der Herrscher und die Ehrentafel der Neuenburger Gefallenen und
Vermißten. Ein Bildanhang auf Faltblättern schenkt dem Leser die Wiedergabe eines
interessanten gemalten Gemarkungsplans aus dem Jahr 1526, ein Photopanorama der
heutigen Stadt und verschiedene Karten.

Der umfangreiche Text des Buches ist reichlich durch Bilder aufgelockert. Jedes
dieser Bilder hat seine bestimmte Beziehung zu Neuenburg und ist trefflich im Text
plaziert, ganz gleich, ob es sich um Photos von Städten, Bauten, Kunstwerken und

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