Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0130
Verhältnisse wird fast ganz ignoriert, dem mitreißenden Einfluß der Verstädterung,
der allgemeinen Nivellierung früherer Differenzierung kein Interesse gewidmet.
Das Heimatliche wird so zum Reliktbestand, in der neuen Zeit, in der neuen Gesellschaft
wird ihm keine Stätte gewiesen. Auf dieser Linie liegt es auch, daß die berufliche
Gliederung der Bevölkerung, die immer stärker durch die Industrialisierung
bestimmt wird, ganz außer Betrachtung bleibt.

Der dritte Abschnitt, der eine Übersicht der heranzuziehenden Quellengattungen
und allgemein wichtigen Literatur für südwestdeutsche Heimatforschung zusammenstellt
und erläutert, ist von A. Vetter völlig neu gestaltet worden. Auch dieser
Teil ist in dem, was er bringt, überaus brauchbar; Vollständigkeit hier zu erwarten
hätte keinen Sinn. Nur das eine wäre wiederum zu bemerken, daß, wie in dem sonst
so wertvollen Büchlein überhaupt, die Wandlungen moderner Wirtschaft und Gesellschaft
auf dem Boden der Heimat keine Berücksichtigung finden.

W. Stülpnagel

Hildburg Brauer-Gramm, Der Landvogt Peter von Hagenbach. Die burgundische
Herrschaft am Oberrhein 1469—1474. Göttinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft
27, Göttingen 1957, 380 Seiten.

Entstehung und Entwicklung des jüngeren burgundischen Staates unter einer
Nebenlinie der Valois haben die Geschichtswissenschaft immer wieder zur Untersuchung
gereizt. Dabei wurde vor allem sein Verhältnis zu Frankreich und den Eidgenossen
, seine Bedeutung für die Niederlande und Belgien oder die Gestalten der
burgundischen Herzöge zum Gegenstand der Darstellung gemacht. Daß die burgundische
Herrschaft auch den Versuch gemacht hat, sich am Oberrhein festzusetzen,
wurde weniger beachtet. Nur die Gestalt des Ritters Peter von Hagenbach, der dazu
ausersehen war, diese Pläne zur Wirklichkeit werden zu lassen, wurde von der
Landes- und Ortsgeschichte um so weniger übersehen, als dieser an der Schwelle vom
Mittelalter zur Neuzeit stehende robuste Gewaltmensch noch heute als Schrecken in
der Volkserinnerung lebt.

Schon vor sechs Jahren erschien jedoch eine aus der Schule Hermann Heimpels,
des früheren Freiburger Extraordinarius und heutigen bekannten Historikers der
Georgia-Augusta, stammende Dissertation über Peter von Hagenbach, auf- die in
dieser Zeitschrift noch nicht aufmerksam gemacht worden ist. Die Schrift trägt den
Untertitel „Die burgundische Herrschaft am Oberrhein 1469—1474", womit ihr Inhalt
besser charakterisiert wird als mit dem Obertitel. Wohl ist es der Verfasserin gelungen
, vor allem durch sehr eingehende Archiv- und Literaturstudien, die Gestalt
des Landvogts deutlicher hervortreten zu lassen. Aber der Hauptgewinn ihrer Arbeit
scheint mir darin zu bestehen, daß sie ihn vor dem Hintergrund der politischen,
rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse jener Zeit am Oberrhein zu zeichnen
weiß. Burgund und Österreich, Eidgenossen und Frankreich werden als die treibenden
Kräfte erkannt, durch deren Mit- und Gegeneinander der Ablauf der Ereignisse
erst verständlich wird. So gelingt es der Verfasserin, die ganze komplizierte Entwicklung
bis in ihre Details aufzuhellen und verständlich zu machen. Man mag ihrem
Urteil nicht in jedem Falle folgen, und man mag den nicht immer einfach zu lesenden
Text kritisieren. Es bleibt doch, daß hier ein wichtiger Abschnitt der oberrheinischen
Geschichte in einer Weise zur Darstellung kommt, die über das bisher Bekannte weit
hinausführt. Hauptpunkte der Untersuchung müssen natürlich das Vorgehen Hagenbachs
gegen Breisach und sein Sturz sein. Die Bedrohung des Breisgaus und das
Eingreifen Freiburgs in den Ablauf der Dinge werden ebenfalls berücksichtigt. So
verdient diese Arbeit alles in allem durchaus auch die Aufmerksamkeit der Forscher,
die sich mit der Geschichte des Breisgaus beschäftigen.

Berent Schwineköper


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0130