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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1964/0006
Freiburg

Wer damals den Untergang Alt-Freiburgs miterlebt hat, mag in dem Bericht
kaum etwas Neues finden, das er nicht aus eigenem Urteil bestätigen könnte.
Er braucht nur die Namen auszuwechseln, die sich auf seinen persönlichen
Verwandten- und Bekanntenkreis beziehen, auf seine Nachbarschaft, die er
überschaute und in der ihm die Todesnot seiner Stadt besonders nahe kam. Er
wird daran denken, wie er selbst und andere mit zugegriffen haben, wenn auch
im Gefühl der Ohnmacht, weil seine Mittel und Möglichkeiten so beschränkt
waren; im Bewußtsein auch der Scham und der Erbitterung, die in ihm brannten
angesichts des öffentlich kommandierten hohlen Scheins, der nun so jämmerlich
versagte. Er wird sich wieder auf den halsbrecherischen Wegen durch die
brennende Stadt erblicken, wieder dem Münster gegenüber sehen und den Trost
nachempfinden, daß wenigstens dieses allen gemeinsame unvergleichliche Wahrzeichen
der Heimat inmitten aller Verwüstungen noch stand, ja wahrhaft noch
stand und weiter stehen durfte als ein Symbol der Hoffnung und der Verpflichtung
und damit des Willens, nun gerade aus den Trümmern eine neue Zukunft
bauen zu helfen. So wird er sich in seiner Erinnerung angesprochen hören und
es seinem Mitbürger Joseph Sauer danken, der - - gleichsam für jeden Freiburger
— sich in qualvollen Stunden das unsagbar harte Verhängnis der guten
alten Stadt Wort für Wort von der Seele schrieb.

19. November [19441

Heute Predigt in der Universitätskirche unter ständigem Bombengedröhn
aus nächster Nähe3.

21. November

Größte Aufregung hier, die Burgnndische Pforte ist durchbrochen; die
Franzosen sollen schon bei Colmar stehen. Auch die Universität will ein Ausweichquartier
suchen.

22./23. November

Heute vormittag mit Warnecke und seinem Stab die Farbdias der Aufnahmen
aus Kirchen des Bodenseegebietes im Hörsaal 90 der Universität geprüft
. Dann beim Rektor4 die Möglichkeiten einer Unterkunft der Universität
auf der Reichenau besprochen. 4 Uhr Seminar; 6 Uhr Sitzung des Alemannischen
Instituts mit Vortrag Allgeiers5 über Martin Gerbert.

24. November

Feindliche Panzer haben Straßburg besetzt: Das die heutige Alarmnachricht
, deren Begleitmusik das Brummen feindlicher Flugzeuge und das
Dröhnen der Bomben ist.

28. November

Was ich über den gestrigen Abend niederzuschreiben habe, kann ich noch
gar nicht fassen; es ist schwer, zu einer ruhigen Überlegung zu kommen, daß
gestern abend unser liebes Alt-Freiburg seinen Untergang gefunden hat.

3 Die Predigten wurden abwechselnd von den Professoren der Freiburger Theologischen Fakultät gehalten,
dieses Mal also von J. Sauer.

4 Rektor der Universität war damals Wilhelm Süss, f 21. 5. 1958.

r> Arthur Allgeier, Dr. theol. et. phil., o. Prof. der alttestamentlichon Exegese in Freiburg i. Br., f 4- ~- '952.
Als Heimatforscher beschäftigte er sich mit der Herausgabe der Briefe des Fürstabtes Martin Gerbert von
St. Blasien.

4


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