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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1964/0107
landes haben in diesen Jahren schwerste Einbußen erlitten. Man kann sagen,
daß damals der größte Teil des rheinischen Knltnrbesitzes, soweit er beweglich
war, in den Strudel der Ereignisse hineingezogen worden war. Die Tätigkeit
der Kommissare dehnte sich dann auch auf die übrigen Teile Deutschlands
und Österreichs aus. Köln, Bonn, Trier, Mainz, Wolfenbüttel, Kassel,
Potsdam, Elbing, Nürnberg, München, Salzburg, Wien waren Hauptorte ihres
Wirkens. Erfreulicherweise gelangte bei den Friedensschlüssen von 1814 und
1815 ein beträchtlicher Teil der geraubten Gegenstände zur Rückgabe an die
früheren Eigentümer.

Verhältnismäßig glimpflich kamen die südwestdeutschen Länder davon.
Einer der krassesten Fälle war die Entführung einiger Gemälde aus dem
Münster in Freiburg im Jahre 1796. Über den EntführimgsVorgang selbst war
man bisher auf einige Aktenstücke aus dem Stadtarchiv und Universitätsarchiv
angewiesen, auf Grund derer der frühere Münsterbaumeister Kempf die
Vorgänge im Rahmen einer größeren Arbeit kurz dargestellt hat4. F. X. Kraus
hat von den Akten des Universitätsarchivs zwei in seiner Abhandlung über
die Universitätskapelle des Freiburger Münsters5 veröffentlicht. Zu diesem
bisher bekannten Material treten nun einige Dokumente, die ich in den
Pariser Nationalarchiven im Rahmen anderer Arbeiten gefunden habe. Sie
gestatten ein vollständigeres Bild der Ereignisse und gewähren auch sonst
bemerkenswerte Einblicke in die damaligen Zustände in Stadt und Universität
Freiburg. Es lag ferner nahe, bei dieser Gelegenheit nochmal die Vorgänge
um die Rückführung der Gemälde darzustellen, die Kraus kurz, Kempf ausführlicher
beschrieben hat0.

Im Sommer 1796 überschritt die Rhein- und Moselarmee unter General
Moreau den Rhein bei Kehl. Teile der Armee unter General Ferino drangen
das Rheintal aufwärts und besetzten trotz hartnäckigen Widerstandes, den
ihnen österreichische Truppen und breisgauische Freiwillige bei Wagenstadt
leisteten, am 17. Juli 1796 Freiburg. Der General Mengaud wandte sich in
einem schwungvollen, phrasenreichen Schreiben an den Bürgermeister und
Räte der Stadt7, in dem er größte Schonung versprach. „Vos personnes, vos
proprietes, votre culte seront respectes" versprach er.

Im Gefolge der Armee befand sich der Regierungskommissar Haussmann8,
ein gebürtiger Elsässer. Er war vom Directoire Executif durch ein Schreiben
vom 4. Juli 1796 beauftragt, gemäß einem beigefügten Briefe des Bürgers
Gregoire die Pariser Sammlungen mit allem zu bereichern, was ihrer wert
sei. Der Bürger Gregoire ist der bereits genannte Gregoire, Revolutionsbischof
von Blois, Mitglied des Konvents und scharfer Ankläger der barbarischen
Kunstzerstörungen- während der Schreckenszeit, was ihn aber nicht
hinderte, gleichzeitig als Experte der Commission temporaire des arts die

4 Fr. Kempf, Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot und Feuersgefahr.
(Freiburgcr Münsterblätter, 12. Jg., 1916, S. 21 ff.)

5 F. X. Kraus, die Universitiitskapelle im Freiburger Münster. Programm zur Feier des Geburtsfestes Großherzogs
Friedrich. Freiburg 1849, S. 15/16 und S. 64/65. Die von Kraus benützten Akten des Universitäts-
archivs lassen zur Zeit nicht nachweisen.

6 Für die Überlassung der Abschriften von Originaltexten des Freiburger Stadtarchivs, wie auch für sonstige
wertvolle Hinweise bin ich Frl. Anna Kempf zu großem Dank verpflichtet.

1 Abgedruckt bei Wolfgang Michael, Die Franzosen in Freiburg 1796 und der Rückzug Moreaus durch das
Höllental (Zeitschr. d. Ges. f. Beförderung d. Geschichts- u. Altertums- u. Volkskunde von Freiburg, Bd. 58,
1925, S. 156.) Hier werden auch die weiteren Ereignisse dieses stürmischen Jahres in Freiburg behandelt.

8 Nicolas Haussmann, geb. 1759 in Kolmar, gest. 1846 in Paris, Großvater des Neugestalters von Paris, Baron
Haussmann. Sitzmann, Dictionnaire de biographie des hommes celebres de l'Alsace, T. 1, 1909, S. 724. —
La Nouvelle Revue. Paris. Ser. IV, T. 48, 1920, S. 38—45.

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