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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1964/0129
geschichtlichen Nachrichten, besonders über die Pfarrkirche von Bagnato und ihre
künstlerische Ausstattung durch Wenzinger, Spiegier und andere vor allem wertvoll
und ausführlich. Daneben kommt die Schulgeschichte ausreichend zu Wort, denn
die Festschrift nimmt ja ihren Anlaß von der Einweihung eines neuen Schulgebäudes,
um dessen künstlerische Ausstattung in enger Verbindung mit Motiven der Heimatgeschichte
Oberlehrer Brommer besonders bemüht war. Der geschichtliche Abriß
zeigt, daß Merdingen bis ins 19. Jahrhundert hinein ein volkreicher und durch seine
Straßenlage nicht unbedeutender Ort war, dann aber in der zweiten Jahrhunderthälfte
zurückfiel. Der Bevölkerungsrückgang, der damals am Tuniberg und Kaiserstuhl
überall zu verzeichnen ist, war hier besonders einschneidend. Im 20. Jahrhundert
setzte wieder langsame Zunahme ein, und heute ist Merdingen, wie Brommers
Angaben deutlich machen, eine Gemeinde, die den Anschluß an die Entwicklung in
jeder Weise gefunden hat. Das Handwerk ist kräftig entwickelt, auch die Industrie
hat hier Fuß gefaßt, doch bei 1553 Einwohnern in 384 Wohnhäusern leben nur noch
23 Familien ganz von der Landwirtschaft.

Bei den Archäologen machte Merdingen in neuerer Zeit durch seine beiden Ala-
mannenfriedhöfe wie durch Spuren einer hochmittelalterlichen Kleinsiedlung von
sich reden. Im Spätmittelalter steht zahlreicher Klosterbesitz, vor allem St. Märgens,
in Verbindung mit dem Weinbau. Unter den ortsherrschaftlichen Familien bemerken
wir die Blumeneck, Hattstatt, Ambringen, Wessenberg und Kageneck, seit 1716 besaß
die Deutschordenskommende Freiburg zwei Drittel der Herrschaft. Im Dienste der
Deutschherren stand Johann Kaspar Bagnato, der Erbauer der Merdinger Pfarrkirche
. — Zuletzt noch zwei kleine Ausstellungen: Daß Rupert Florian von Wessenberg
(seit 1716) alle seine breisgauischen Besitzungen bis auf den Stammsitz Felcl-
kirch abstieß, trifft nicht ganz zu. Er hat, wie seine Nachfahren, auch noch Föhrental
behalten. „Aeternarum spe praemiarum" scheint ein Lesefehler zu sein.

Information Baden-Württemberg. Land, Volk, Geschichte, Kultur, Wirtschaft. 96 S.,
zahlreiche Abbildungen, farbige Karten und Diagramme. Konstanz/Stuttgart 1964
(Thorbecke). Preis DM 4,20.

Die Europakarte des Umschlags zeigt augenfällig, wie die Mitte des Bundeslandes
Baden-Württemberg fast genau in der Mitte des Erdteiles liegt, in gleicher
Entfernung von der Nordspitze Schottlands und von der Südspitze Siziliens, ebenso
in gleicher Entfernung von Lissabon und von Moskau. Das Büchlein informiert knapp
aber gediegen über die wichtigsten Daten der im Untertitel genannten Sachgebiete.
Der hier besonders interessierende kurze geschichtliche Beitrag — in solcher Kürze
um so schwieriger zu gestalten — ist im ganzen vorzüglich gemacht und mit geschickt
ausgewählten Abbildungen versehen. Nur fällt bei den Bildern zur Ur- und Frühgeschichte
auf, daß bei einigen Objekten der Herkunftsort vermerkt ist, bei anderen
nicht. Beim Hochmittelalter ist Arielleicht ein wenig zu viel von den deutschen Kaisergeschlechtern
, zu wenig von den Herzögen des alemannischen-schwäbischen Raumes
die Rede. In den Abschnitten über die Wirtschaft von Baden-Württemberg fällt dem
statistischen Laien auf, daß über die Produktion und die Ausfuhr reichlich Information
geboten wird, über Baden-Württemberg als Konsumgebiet jedoch nicht. Daß
man über soziale Entwicklung und soziale Verhältnisse, abgesehen von Zahlen über
Bevölkerungsmenge, Alters- und Berufsgliederung nichts weiter erfährt, hängt mit
der allgemeinen Rückständigkeit dieses Forschungszweiges in Deutschland, und
besonders im öffentlich geförderten Bereich, zusammen. Allgemein ist zu loben, daß
ein Übermal? an Tabellen vermieden ist, und daß diese, soweit sie sparsam verwendet
wurden, ebenso wie die farbigen Kärtchen und Schaubilder geschickt in den
meist gut lesbaren Text verwoben sind. Das Pressewesen hätte mehr Platz verdient.
Ks muH auch bedauert werden, daß der Abschnitt ,.Das Bildungswesen des Landes'1
ein reines Büroreferat darstellt, das nichts über Herkunft, Geist und Entwicklung

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