Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0079
Anlaß, eine solche Veste, gleichwie die Marktsiedlung, Freiburg zu nennen,
wenn nicht in besonderem Fall, wie wir im Breisgau sehen, aus der umschreibenden
Bezeichnung einer Burg von Freiburg der Name auch für die Veste
sich bildet und durchsetzt.

Wir müssen also den Namen, trotz dem Appellativum Burg, nicht in erster
Linie bei der Veste, sondern bei der unbefestigten Siedlung suchen. Was aber
bedeutet hier dann „Frei", und was bedeutet „Burg"? Burgus findet man sonst
in Verwendung für eine kaufmännische oder Marktsiedlung in Nachbarschaft
zu einem befestigten Platz, wie z. B. in Konstanz neben der Bischofsburg auf
dem Münsterhügel. Dies paßt jedoch im Falle Freiburgs nicht, denn nach
allem, was wir wissen, wurde zuerst die Burg (1091) und danach der Markt
(1120) gegründet, beiden aber ist schon eine Siedlung vorausgegangen, und zu
der Annahme, diese habe ganz anders geheißen, besteht kein zureichender
Grund, sondern manches scheint für denselben Namen zu sprechen. Betrachten
wir dazu noch eine Parallele, die man nicht außer acht lassen sollte, nämlich
Freiburg in Lothringen, so entdecken wir dort zu keiner Zeit etwas von einem
Marktort, von dem her man die Bezeichnung Burg (burgus) erklären könnte15.
Es ist eine bäuerliche Siedlung mit einem Schloß, das wohl auf einen befestigten
Gutshof zurückgeht. Und was den Namensbestandteil „Frei" betrifft, so
ist bei dem lothringischen Dorf keinerlei „Ausstattung mit Freiheiten" wahrzunehmen
, gemäß der Erklärung von Otto Feger: „Frei-Burg bedeutet einen
mit Freiheiten ausgestatteten burgus oder bourg"1G. Ebensowenig zeichnet sich
das landesherrlich-thüringische Marktstädtchen Freyburg an der Unstrut durch
auffallende Freiheiten aus. Es entfällt damit ein zwingender Anlaß, den
Bestandteil „Frei" auf einen „burgus oder bourg" im Sinne eines mit besonderen
Freiheiten ausgestatteten Marktortes zu beziehen. Schließlich erkennt
Feger selbst mit vollem Recht: „Freiburg (im Breisgau) unterscheidet sich
grundsätzlich in nichts von den Märkten des späteren 11. Jahrhunderts17. Den
Marktort der Gründung von 1120 charakterisiert zudem, wie alle frühen
Marktorte, eine „rein herrschaftliche Ordnung", erst hundert Jahre später in
der Zeit des Stadtrodels sind mit den Merkmalen einer voll ausgebildeten
Stadt auch die genossenschaftlichen Ordnungselemente — in denen ja die
städtische „Freiheit" wesentlich besteht voll ausgebildet. Auch wenn wir
also annehmen wollten, daß der Name Freiburg erst zugleich mit der Marktgründung
gegeben wurde, ließe er sich in bezug auf den „rein herrschaftlich"
geordneten burgus nur mühsam erklären.

Es bliebe danach nur die Möglichkeit, wenn wir „Frei" nicht auf die
Namengebimg eines burgus beziehen können, sei es, weil dies aus inneren
Gründen nicht paßt, sei es, weil der Ort und der Name schon vorher bestanden
haben müssen, diesen Bestandteil „Frei" auf etwas anderes, das vorhergegangen
ist, zu beziehen. Wenn wir annehmen, daß der locus, also die Siedlung
irgendwelcher Art, die vorher bestanden haben muß — wofür wir
anschließend noch weitere Gründe sprechen lassen werden — nicht unbedingt
ein „Dorf" im späteren Sinne, aber ein Gut, ein befestigter Hof, möglicherweise
ein Königshof, gewesen sei, dann wäre der Versuch zu machen, ob der

15 Vgl. die ablehnende Stellungnahme von M. Beck in Z, für die Geschichte des Oberrh. 91
(1938), S. 70 zur allgemeinen Deutung von Burg (burgus) als Neumarktsiedlung.

16 O. Feger (wie Anm. 11), S. 23.

17 Ebd. S. 28.

79


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0079