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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0094
Die Feststellung einer quadratischen Grundteilung und des römischen
F u ß m a ß e s an der Kirche erscheint mir in der vorgetragenen Form wertlos,
da bei der Unregelmäßigkeit des Grundrisses wie des Aufrisses von ausgemit-
telten Werten ausgegangen, also ein methodisch unzulässiger Weg eingeschlagen
wurde. Daß aus dem angeblichen oder nachgewiesenen Vorkommen
des römischen Fußmaßes in Limburg a. d. EL, Hersfeld, Fischbeck, Köln, Mainz
und Fulda, Cluny und Reichenau geschlossen wird, daß „wahrscheinlich
elsässische Bauleute zum Bau von Sulzburg hinzugezogen wurden" (S. 43),
erscheint mir überraschend. Überraschend ist auch das Ergebnis der „Maßtabelle
des Gründungsbaus" auf Seite 47. Hier sind zwanzig Maße zusammengestellt
, die sich nach dem römischen Fuß von rund 29,42 cm aufschlüsseln
lassen. Von ihnen müssen allerdings vier wegfallen, weil sie falsch gemessen
sind, und drei weitere, weil sie nur Additionen schon angeführter Maße sind.
Es bleiben also dreizehn Maße übrig. Bei vier von diesen wird wirklich bei
der Umrechnung von ausgemittelten Werten ausgegangen, bei fünfen von
unteren, bei zweien von oberen Werten; die an sich fragwürdige Methode
wird also nicht einmal konsequent durchgehalten. Nur zwei Maße gehen
exakt auf; da es sich bei ihnen aber um Höhenmaße handelt, die von der Lage
des Fußbodens ausgehen, der nur in Bruchstücken erhalten und sehr unregelmäßig
ist, bleiben auch hier die Ergebnisse zweifelhaft. Auch List selbst
schwankt etwa bei der Angabe der Höhe des Mittelschiffes zwischen 9,20 m
(S. 42) und 9,30 m (S. 47). Zudem hat das hier in Anspruch genommene Maß
von 3IV2 römischen Fuß (9,28 m) gar keine Beweiskraft für die These des
Verfassers, wie die übrigen halben Fußmaße auch, denn je geringer man die
Maßeinheiten ansetzt, desto geringer werden auch die Abweichungen. Von
den genannten dreizehn Maßen beziehen sich vier nur auf die Obergadenfenster
, drei auf die Arkaden, zwei auf die Höhen der Schiffe und zwei auf
ihre Breite, je eines auf die Höhe des Triumphbogens und auf die Mauerstärke
. Ein zusammenhängendes Maßsystem, das den ganzen Bau erfaßt, ist
also nicht nachzuweisen. Damit ist die ganze These widerlegt. Man könnte
auch mit einem beliebigen anderen Maß zu einem ähnlichen Ergebnis kommen
. Aus einem unregelmäßigen Grundriß ist eben auch kein regelhaftes
Fußmaß abzuleiten. So kann auch die Rekonstruktion eines quadratischen
Schemas für den Grundriß mit einem Grundmaß von I2V2 Fuß nicht überzeugen
, weil es nur an einzelnen Punkten aufgeht und die Längenmaße
überhaupt nicht erfaßt (Abb. 5).

Die Kirche ist aber natürlich nicht nach dem Augenmaß erbaut worden,
nur muß man aus einem unregelmäßigen Grundriß auch auf die Verwendung
von in sich unregelmäßigen und variablen Maßeinheiten schließen,
also auf natürliche Körpermaße mit ihren individuellen Unterschieden, vor
allem Elle, Fußlänge, Handspanne und Schritt. Von einem stark unregelmäßigen
Grundriß würde man dann doch zuerst annehmen, daß er auf einem
nicht ganz ebenen Gelände abgeschritten wurde. Dabei paßt sich der Schritt
dem Untergrund an, bei fallendem Gelände wird er länger. Untersucht man
den Grundriß der Kirche in Sulzburg mit solchen Überlegungen und verengt
man sich nicht den Bück, indem man von einem festen Fußmaß ausgeht, so
bietet sich sofort ein in den Winkeln um 2 bis 3 Grad verzogenes „Quadratschema
" an, das von den äußeren Umrissen der Kirche ausgeht (Abb. 6). Die
Gesamtlänge des Baues beträgt 33,70 m, das wären 50 Schritt zu 67,4 cm. Die

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