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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0107
Grundriß durch die alten Apsisfundamente bestimmt ist und weil im Aufriß
noch der alte Apsishogen beibehalten wurde.

Dieser Turm soll nun ein reduziertes Westwerk sein und als solches die
„Her reu löge" aufnehmen (S. 64). Diese „Herrenloge" wäre durch eine
äußere Holzstiege zugänglich gewesen. Auch hier hat man sich wieder nicht
klar gemacht, daß auch der „Kirchherr" die Kommunion empfangen will und
am Gottesdienst nicht nur als Zuschauer von einer Loge aus teilnimmt. Er
hätte also, um an den Altar zu kommen, immer wieder die steile Außentreppe
hinunter und durch das Hauptportal wieder in die Kirche hinein gehen
müssen, oder umgekehrt hätte der Priester mit dem Allerheiligsten den gleichen
Weg machen müssen. Gleichgültig, wie man die Funktion eines Westwerkes
deuten mag, die inneren Treppen gehören untrennbar zu ihm; wo sie
fehlen, kann man nicht einmal von einem „reduzierten Westwerk" sprechen.
Den Sitz des Klostervogtes muß man in der Nähe des Altares suchen und
nicht auf dem Turm. Der angezogene „königliche" Westbau des Münsters auf
der Reichenau ist keine Parallele, sondern gerade der Gegentyp zu Sulzburg.
Er besitzt die inneren Treppen, hat keine Empore (die „Fürstenloge" ist
moderne Rekonstruktion) und vereinigt eine Apsis mit einem hohen Westbau.
für den die Bezeichnung „Turm" noch nicht zutrifft. Sulzburg beseitigt gerade
die Apsis. enthält eine hölzerne Empore und keine Innentreppen und erreicht
eine ausgesprochene Turmform. Mit einer „Herrenempore" fällt aber auch der
Sinn des Turmes weg, ein Nonnenkloster hatte ihn nicht nötig, und daß er
durch das Klingen der Glocken in die Silbergruben hinein ausreichend begründet
sein sollte, davon kann man mich nicht überzeugen; vor allem müßten
dann die Klangarkaden nach Osten zu den Silbergruben hin und nicht nach
Westen hin liegen.

Es folgen nun die Kapitel: Erster Laienaltar und Taufanlage, Das nördliche
Seitenschiff, Die großen Westbogen, Die Steinmetzzeichen, Bauarbeiten
des 16. Jahrhunderts, Einzelfunde, Die Erweiterung der Laienkirche und ihre
Folgen, Die Michaelskapelle. Erwähnenswertes und Neues bringt eigentlich nur
der letzte Abschnitt mit der Rekonstruktion einer zweigeschossigen Vorhalle,
deren oberes Geschoß eine Michaelskapelle enthalten habe (S. 87 ff.).
Hier kann man bis auf die Frage der Zugänge und der Altäre wohl zustimmen.
Im übrigen ist die spätere Geschichte der Klosterkirche eine Geschichte des
Verfalls und Verderbs, in der sich eben ein Wesenszug des Sulzburger Klöster-
chens spiegelt. Es war schon bei der Gründung schmal dotiert, die Stifterfamilie
verschwindet früh, die üsenbergischen Klostervögte tun offenbar nicht
viel für die Stiftung oder nur insoweit etwas, als es sich um die Pfarrkirche
ihrer Stadtgründung handelt. Für uns steht natürlich heute dem trüben Bild
gegenüber, daß hier keine Neubauten den ottonischen Gründungsbau ersetzten
, so daß er als ein einzelnes Beispiel der frühen Architektur vor 1000 in
unserem Gebiet erhalten blieb. Hierin liegt vor allem die kunsthistorische
Bedeutung des schlichten Bauwerks.

Ich meine mit diesen Andeutungen das Wesentliche aus der sehr weit ausholenden
und in ihrer Vermischung von Tatsachen und Hypothesen mühsam
zu lesenden Beschreibung der Bauteile herausgegriffen zu haben. Die Baubeschreibung
wird mit einer Reihe von Periodenplänen abgeschlossen, die wohl
in der Datierung, nicht aber in den großen Zügen von der von mir früher dargestellten
Auffassung abweichen, jedoch um die neueren Funde erweitert sind.

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