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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0114
Dennnoch mag mancher immer noch eine farbige Fassung der Arkaden wünschen
. Diese müßte aber anders gestaltet werden. Heute ist die Bemakmg in
Quantität und Qualität zu stark. Sicher falsch ist die ganz horizontale Lage
der Kämpferlinie, da sie nach Westen hin beträchtlich in die Bogen selbst
gerät, wodurch der Eindruck entsteht, als gingen die Rundbögen der Arkaden
nach Westen hin allmählich in Stichbögen über. Es ist wohl überhaupt nicht
richtig, die Kämpfer zu betonen, zuerst zu betonen wäre der Wandausschnitt.
Man müßte also zunächst um die Arkaden nach dem Beispiel der Fenster
rot-gelbe Begleitlinien legen, die bis zu einem niederen Sockelstreifen durchlaufen
sollten. Erst dann könnte man an die Andeutung einer schrägen
Kämpferlinie denken. Einige Sicherheit der Entscheidung wäre in dieser Frage
aber nur zu gewinnen, wenn man die drei Lösungen im Raum nebeneinander
sehen könnte. Unerträglich ist das rote Backsteinband, das man auf die
Brüstung des Hochchors aufgemalt hat. Auch die realistische Quaderbemalung
um die Öffnungen der Apsiden bindet sich nicht mit der flächigen ottonischen
Malerei.

Hier wird etwas sichtbar, was für die ganze Restaurierung gilt und was
nun ganz besonders an der neuen Innenausstattung auffällt, daß man nämlich
nicht fähig war, die Dinge im Zusammenhang zu sehen. So zerfällt alles in
Einzelteile. Da ist die viel zu massige, kantige Kanzel aus rotem Sandstein,
einem Material, das dem Bau ganz fremd ist, und der falsch romanisierende
Taufstein mit seinem verquollenen Umriß. Beide verstellen die Ansicht der
Kryptenwand, so daß in diesem wichtigsten Raumkompartiment der logische
Aufbau gestört ist. Dann wieder das überzarte Filigran der ganz unnötigen
und für den Raumausdruck schädlichen, auch historisch in keiner Weise begründeten
Gitter am Antritt der Chortreppen und die Gitter zwischen Krypta
und Langhaus.

Auch die lose Bestuhlung ist dem Raum nicht angemessen. Das Fabrikmäßige
, die Vielzahl der dunklen Rückenlehnen bringen zuviel Unruhe in den
Raum. Die Architekten glauben immer wieder mit einer losen Bestuhlung den
Raum wenigstens zeitweise wieder freimachen zu können, aber das wird
praktisch selten genug möglich sein — im Grund ist auch diese Bestuhlung fest.

Im Ganzen ist an die Stelle einer sehr charakteristischen und dem Bau
gemäßen Inneneinrichtung ein Allerweltsmobiliar getreten, das zu dem alten
Bau keine Beziehung hat.

Der Wunsch nach einer erneuten Instandsetzung der Kirche von Sulzburg
läßt sich nicht unterdrücken. Leicht wären dabei die verschiedenen Gitter zu
beseitigen. Auch die Verbesserung oder Beseitigung der farbigen Fassungen
der Arkaden und der Triumphbögen dürften keine große Mühe machen. Nicht
so leicht wäre wohl der Ersatz von Kanzel und Taufstein durch leichtere und
durchsichtigere Stücke aus Holz, noch schwieriger die Verbesserung der Belichtung
in den Seitenschiffen. Hier müßte man schon auf jeder Front ein
weiteres Fenster einsetzen und die Fenster nach unten verlängern. Unmöglich
wird es sein, den Fußboden im Langhaus tiefer zu legen. Auch das Stuckrelief
am Turm wäre neu zu übermalen. Das meiste ist also doch zu korrigieren,
weil der großen Rahmen gegeben ist. Aber erst wenn einmal all das Aufdringliche
und Verspielte der neuen dekorativen Ausstattung wieder beseitigt
ist, wird man mit einigem Recht von einem Wiedergewinn der alten Kirche
von Sulzburg sprechen können.

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