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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0136
Erkenntnis aus dem Blick in eine dunkle Zeit, mitzuhelfen, ein versöhnendes
Licht der Menschlichkeit anzuzünden6.

Schon im 13. Jahrhundert sollen in Endingen Juden gewohnt haben7. Burg-
hard von Üsenberg, dessen Geschlecht Endingen große Gunst erwies und ihm
um 1290 das Stadtrecht gab, verbietet 1331 gemeinsam mit dem Rat der Stadt,
fremden Wein nach Endingen zu führen8. Den Juden wird mit dieser Urkunde
aber ausdrücklich eine Ausnahme zugestanden. Dieser früheste Nachweis über
die Seßhaftigkeit von Juden in Endingen bezeugt, daß sie als Kammerknechte
des Kaisers auch unter dem Schutz der Üsenberger standen. Bei der Bürgerschaft
scheinen sie jedoch nicht besonders beliebt gewesen zu sein, denn 1427
versicherte Herzog Friedrich von Österreich, Endingen nicht zu drängen, Juden
aufzunehmen9. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts müssen aber nicht
nur einzelne, sondern einige Dutzend Juden in Endingen gewohnt haben, da
der östliche Teil der heutigen Hauptstraße, vom Ortseingang der Riegeler
Straße (früher Riegeler oder Aposteltor) bis zur Dielenmarkt- und Lehnhofstraße
„ Judengasse" geheißen hat10.

Im 15. Jahrhundert waren viele Häuser in Endingen baufällig, und Hofstätten
lagen verödet, so daß Herzog Albrecht 1447 der Stadt erlaubte, den
Eigentümern die Wiederaufrichtung zu gebieten oder andere hinzuzulassen.
Endingen hatte damals etwa 150 Herdstätten und eine Bevölkerung von 800
bis 1000 Seelen11. Die wirtschaftliche Notlage der Endinger hat die Ansiedlung
der Juden und die allmähliche Verschuldung von Bürgern an diese wohl begünstigt
. Diese Tatsachen haben immer mehr zu Spannungen und Reibereien
geführt. Der Haß gegen die Juden wuchs und führte zu allerhand Verdächtigungen
und Beschuldigungen, wohl auch mit dem Ziel, so die lästigen Gläubiger
eher los zu werden.

Die seit dem 12. Jahrhundert vorgebrachten Beschuldigungen gegen die
Juden wegen Brunnenvergiftung, Hostienschändung und Ritualmord haben
gerade auch am Oberrhein das Verhältnis zwischen Christen und Juden stark
belastet. Als Beispiel sei auf ein Protokoll über die Vergiftung von Brunnen
durch die Juden verwiesen12. Danach wurden 1348, als eine heftige Pest am
Oberrhein ausbrach, die Juden der „Brunnenvergiftung" verdächtigt, festgenommen
und gefoltert. Am 30. Januar 1349 wurden angeblich schuldige
Juden aus diesem Grunde auch in Freiburg verbrannt. Die Unverdächtigen
wurden verjagt, die Kinder zur Taufe gezwungen, das Vermögen der Getöteten
eingezogen. Am 24. Februar 1424 gab der deutsche König Sigismund, der
an Stelle des in Reichsacht befindlichen Erzherzogs Friedrich die Landeshoheit
im Breisgau ausübte, den Städten Freiburg, Neuenburg und Breisach ein Privi-

6 Allen Persönlichkeiten, Archiven (Stadtarchive Endingen, Freiburg, Straßburg; Badisches Generallandesarchiv
Karlsruhe; Landesregierungsarchiv Innsbruck) und Ämtern, die bei der Arbeit
freundlichst ihre Hilfe gewährt haben, sei hierfür aufrichtig gedankt.

' Zeitschrift „Schau-ins-Land" (= SchL) 1879, VI, S. 36.

8 Stadtarchiv Endingen (= STAE) Urkunde vom 13. Januar 1331 (St.-Hilarien-Tag). Nachgewiesen
von Maurer (MiBHK 1886, S. m. 68, Oz. 11) und im Wortlaut ZG Freiburg Bd. 5, 1882, S. 207 und
265 f. Heute ist diese Urkunde im STAE nicht mehr auffindbar.

9 Badisches Städtebuch 1959 (= BStB), S. 216; "Wild: „Die Entwicklung Endingens von den Anfängen
bis zum Ausgang des Mittelalters" 1928 (= Wild), S. 67; SchL. VI, S. 37.

10 STAE, Akten VI, 1/10: Bgm. Kniebühler „Geschichte von Endingen" 1885.

11 SchL, VI, S. 34.

12 FrUB, S. 378 und Schwineköper/Laubenberger, 1963: Freiburger Stadthefte Nr. 6, S. 3.

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