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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0182
Immunität verliehen. In eingehender Weise wird aufgezeigt, wie das enge Verhältnis
zwischen dem schwäbischen Herzogtum und dem deutschen Königtum zur Zeit der
Ottonen die Voraussetzung für den Aufstieg und die Wirkungsmöglichkeit des
Klosters wurde, wie es in dieser Situation mit Besitzungen ausgestattet und für
politische Aufgaben herangezogen wurde. Aus dem Einsiedler Konvent, dessen
Lebensführung hohe Achtung genoß, gelangten durch die Könige Männer ihres Vertrauens
auf Abtstühle und Bischofsthrone. Noch unter den beiden ersten Saliern
dauerte der Einfluß Einsiedeins fort, doch dann setzte der heraufziehende Investiturstreit
seiner Geschichte eine Epoche. Das Kloster bezog nicht Partei, ja es scheint
im Sinne seines Namens sich ganz auf sich selbst zurückzuziehen. Die Beziehungen
zum hohen schwäbischen Adel, der mit Leidenschaft in die Kämpfe verwickelt war,
wurden nicht wie in früheren Zeiten gepflegt.

Der hiermit gegebene Abriß kann noch kaum einen Eindruck vermitteln von der
reichen Fülle von Einzeluntersuchungen über klösterliches Leben und Wirken, über
adlige Personen und Personengruppen und über die in den Urkunden erscheinenden
politischen Zusammenhänge und Bestrebungen — die allesamt mehr als einmal die
Linie und den Zusammenhang des Ganzen beinahe gefährden. Nur auf einiges den
Breisgau Betreffende sei noch hingewiesen. Einsiedeln hat bekanntlich durch Otto I.
das zuvor dem elsässischen Grafen Guntram im Breisgau gehörige Gut mit dem
Königshof Riegel erhalten. Heinrich II. hat 1004 diesen Besitz bestätigt, und zwar
nur eben diesen Breigauer Besitz, woraus geschlossen wird, daß er gefährdet war,
als im Kampf Heinrichs gegen den Prätendenten Hermann II. von Schwaben Einsiedeln
sich gegen den letzteren stellte. Heinrich II. setzte, um seine Stellung in
Alemannien zu festigen, neue Grafen ein, so im Breisgau noch zu Lebzeiten des
Grafen Pirchtilo, des Gründers von Kloster Sulzburg, die Grafen Bertold und
Adalbero. Aus Eintragungen in den Gedenkbüchern von Reichenau und St. Gallen
soll sich ergeben, daß Pirchtilo kein Vorfahr der Zähringer war. Der Rezensent ist
von anderen Überlegungen her zu demselben Ergebnis gekommen, möchte aber
andererseits den Grafen Pirchtilo nicht ohne weiteres für den Gründer von Sulzburg
halten, womit auch die Auffassung, daß noch zu seinen Lebzeiten andere Breisgaugrafen
eingesetzt wurden, ihre Stütze verlöre.

W. Stülpnagel

Berent Schwineköper und Franz Laubenberger, Geschichte und Schicksal der Freiburger
Juden. Freiburger Stadthefte 6, 1963 (Rombach).

Durch den Bombenkrieg und durch absichtliche Vernichtung ist das Aktenmaterial,
das über die Schicksale der jüdischen Einwohner Freiburgs seit 1933 Auskunft geben
könnte, so gut wie restlos zugrunde gegangen. Seit Jahren ist das Stadtarchiv bemüht
, von Überlebenden im In- und Ausland Angaben zu erhalten, die über das
Dunkel dieser Schicksale Licht verbreiten könnten. Um weitere Kreise hierzu aufzurufen
, hat die Stadt zum hundertjährigen Bestehen der israelitischen Kultusgemeinde
in Freiburg einen kurzen Abriß der Geschichte der Freiburger Juden
herausgegeben. Archivdirektor Schwineköper berichtet über das mittelalterliche
Freiburger Judentum, das seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts nachweisbar
ist, wx>bei er die zunehmend spürbare Judenfeindlichkeit der Stadt — vorsorglich
und mit Recht — im Zusammenhang und Rahmen der auch sonst in Europa virulenten
Judengegnerschaft erscheinen läßt. Im Jahre 1424 wurden die Juden endgültig aus
Freiburg „abgeschafft". Archivrat Laubenberger behandelt die folgenden Jahrhunderte
, wobei die besondere Feindseligkeit des Magistrats und der Bevölkerung immer
wieder hervortritt, doch auch deren Gründe erklärt werden. Selbst nach dem Erlaß
des Toleranzedikts Kaiser Josephs II. verstand es die Stadt, die Niederlassung von
Juden zu verhindern, und noch in badischer Zeit wurden bis über die Mitte des
19. Jahrhunderts den Juden erhebliche Schwierigkeiten gemacht. Eingehend wird die

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