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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1971/0029
Flügelbildung, des Kronentypus, der Bewegungsähnlichkeiten von Figuren
und von kleineren Einzelheiten die Zeitansetzung der Wandmalereien nach
oben und unten so weit einzukreisen und durch Ähnlichkeiten datierter
Werke zu belegen, daß sich daraus eine hohe Wahrscheinlichkeit ergibt. Dazu
kommt freilich noch das Traditionsproblem, wie etwa bei Burgfelden, und die
Wiederaufnahme älterer Formmotive.

Für den Heimatfreund mögen die im folgenden ausgebreiteten Datie-
rungsmosaiksteinchen zunächst etwas schwierig zu überblicken sein. Es dürfte
sich aber doch lohnen, den aufgezeichneten Weg mitzugehen, um am Ende
diese Arbeitsweise mit manchen, fast kriminalistischen Zügen zu verstehen.

Die linke Seite mit dem Martyrium des Täufers zeigt ein kastenartiges
Behältnis, dessen linke Wand leicht, die rechte stärker in räumlicher Schräge
gegeben ist. Die Kante der beiden zusammenstoßenden Wandflächen setzt
sich nach unten in einen deutlich gerundeten Fuß fort. Wie in Münster, Graubünden
, bei den karolingischen Wandgemälden das schilderhausartige Gebäude
, ist der Kasten in Krozingen ebenfalls als Kerker zu verstehen und zu
ergänzen. Die bei den Flächenbegrenzungen auftretenden Parallelstriche müssen
als Rahmungen mit Profilierung verstanden werden. Wir haben es hier
mit der einzigen auf den Bildern erhaltenen übereckgesetzten Form zu tun,
wie sie sich auch da und dort im Wunderzyklus der Reichenau in St. Georg,
Oberzell, bei Gebäudedarstellungen, etwa der Dämonenaustreibung durch
Christus oder der Heilung des Aussätzigen findet. Auch dort zeigen sich deutliche
Rahmungsprofil ierungen.

In diesem Behältnis erscheint der Leichnam des Täufers vornüber gebeugt,
bis an die Lenden entblößt, enthauptet, die Hände gefesselt. Ein schmales
Tuch verhüllt rechts etwas den Rücken.

Von besonderer Bedeutung ist die Frage nach Parallelen zur Darstellung
der gefesselten Hände. Hier muß auf Formverwandtschaften zu Hauptwerken
der Reichenauer Buchmalerei hingewiesen werden, und zwar auf die sogenannte
.,Liuthargruppe", wie sie seinerzeit Vöge etwas unglücklich nach dem
Stifter eines charakteristischen Werkes, Liuthar, einem Kanoniker, benannte.
Die seit längerem angesetzte Kritik an den Leistungen der Reichenau auf
diesem Gebiet, etwa durch R. Bauerreiss und C. D. Dodwell berührt uns, da
sie letztlich auch nicht zu überzeugen vermag, weniger. Zeitlich umfaßt die
„Liuthargruppe" eine Generationsspanne von etwa dreißig Jahren, also die
Zeit gegen Ende Tausend bis um 1025. Ihre mit kostbar ausgemalten Bildern

Zeichn. I Motiv gefesselte Hände, a: Krozingen.; b: Bamberger Apokalypse um 1000; c: Münchne
Evangeliar Ottos III. um 1000; d: „Liuthargruppe", cod. lat. 4452 Mchn.


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