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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1971/0033
Damit geht die Krozinger Fassung über die gezeigten Entsprechungen im
Münchner Codex hinaus, sie ist gewichtiger, verdichteter, während dort der
zusammengesunkene Leib des Täufers, noch im Hintergrundbereich, mehr
eine erzählende, dekorative, hilflose Erstarrung im Augenblick nach dem Tode
vermittelt.

Leider sind Bewegung und Funktion zweier Engel über dem Leichnam
und dem Henker in unserem Bild nicht mehr vollständig auszumachen. Dies
gilt besonders für den linken Engel, der anscheinend etwas größer war, von
dem nur ein Teil des Flügels, ein Nimbusrest, vielleicht auch noch ein Tuch
festzustellen sind. Der andere fliegt mit einer kindhaften Gestalt, die er in
einem Tuch trägt, zur kreisrunden Mandorla Christi. Beide Gesichter sind
grob skizziert (Zeichnung III a).

Es handelt sich hier um die Aufnahme der Seele eines Verstorbenen durch
Engel in den Himmel, ein altes ikonografisches Motiv.

Zeichn. III Engel- und Flügeldarstellungen, a: Krozingen, Engel mit Seele und Tuch; b: Essen-
Werden; c: byzant. Elfenbeinrelief Sammlung Kofier; d: vom Deckel des Münchner
Evangeliars Ottos III., e: Kalksteinadler von Antinoe, Flügel mit Querband; f: deutsche
Adlerfibel, Mainz, Flügelquerband; g: byzant. Elfenbeinrelief aus einer Taufe Christi;
h: Engel mit Flügelquerbändern, San lsodoro, Nordspanien; i: Engelflügel in Bamberger
Codex lat. 4454, k: „Heinrichs Portatile", Domschatz Bamberg.

In der Antike tritt bereits Hermes als Seelenführer mit Flügelschuhen auf.
Das frühe Christentum kennt das Emporheben des Bildes Verstorbener durch
Engel in den Himmel. Als Beispiel sei eine koptische Reliefplatte mit einer
jugendlichen Büste aus dem Recklinghauser Ikonenmuseum genannt, die ins
4. Jahrhundert datiert wird12. Die kleine westgotische Kirche von Quintanilla
de las Vinas in der spanischen Provinz Burgos besitzt einfache Flachreliefs
vom Ende des 7. Jahrhunderts mit einem ähnlichen Motiv13.

Auf der Rückseite des Goldenen Altars von Angilbert II. in San Ambrosio
in Mailand, von Vulvinius 885 gefertigt, sehen wir rechts oben einen Engel,
der die nimbierte Seele des Heiligen in einem Tuch zur Hand Gottes trägt14.

12 Koptische Kunst, Christentum am Nil, Katalog Kunsthaus Zürich, 1963, Nr. 73.
*3 Pierre Tisne, Bilderatlas zur spanischen Kunst, Du Mont 1967, S. 107, Abb. 7, 8.
14 Tessori d'arte christiana 8, Milano. San Ambrogio 1966, Titelblatt, Abb. 4.

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