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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1971/0038
bringen. Auch Gomberts Hinweise in diesem Zusammenhang auf die Carmina
Sangallensia mit ihren Szenenbeschreibungen zu Wandgemälden, den Tituli,
entfallen, da sie neuerdings nach Berschin kaum mit dem Kloster in Verbindung
gebracht werden können. Außerdem entspricht dieser Text für die Enthauptung
nicht der Darstellung unserer Malerei. Dort wird von Henkern,
lietores, gesprochen, die den Kerker anscheinend rasch verlassen. Demgegenüber
lassen sich, wie schon eingangs gezeigt, gewisse gestalterische Verbindungen
zwischen den Krozinger Wandmalereien und der „Reichenau" nicht übersehen
, die noch um einiges deutlicher gemacht werden können.

Die schlanke Gestalt des barfüßigen Heiligen trägt kurz gehaltenes Haar,
einen knappen roten Umhang, bis zu den Ellbogen gerafft, ein bis zum Knie
reichendes helleres OBergewand mit breitem Saum und ein weißes bebortetes
Untergewand, das bis zu den Knöcheln reicht. Seine Person gibt uns Rätsel
auf. Nach Ikonografie und Herkommen kann man in dem so Dargestellten,
entgegen der Ansicht von Gombert und Berschin, nicht Johannes den Täufer
vermuten. Auch Josef Duft, Stiftsbibliothekar in St. Gallen, kennt kein Beispiel
eines Täufers ohne Bart im Tdealgewand. Der von Gombert erwähnte
sitzende Johannes auf einem Fresko des 11. Jahrhunderts in San Pedro de Bur-
gal, heute im Katalanischen Museum in Barcelona, trägt zwar Priesterklei
dung und hält als Attribut eine Scheibe mit dem Lamm auf dem Schoß, die
Umschrift kennzeichnet ihn als Täufer, aber er ist wie üblich mit langen
Haaren und langem Bart dargestellt29.

Einen besonderen Hinweis verdanke ich Adolf Weis, Bollschweil. In dem
noch unveröffentlichten Codex Barbarinus lat. 711 des Vatikans, um 990, findet
sich bei der Taufe Christi links ein bartloser Täufer. Der Maler verwendet
bartlose Typen. Johannes ist aber nicht im Tdealgewand dargestellt. Er trägt
nach antiker Art Tunika und Toga.

Für Krozingen läßt sich der übliche Täufertypus in dem abgeschlagenen
bärtigen Haupt nachweisen, das ein Diener von links hereinträgt (Abbildung
4).

Der Heilige müßte demnach eine andere Person darstellen. Nach Pater Iso
Müller, Disentis, „. . . schloß sich Johannes der Evangelist oft als Sekundärpatron
dem Täufer an, wie umgekehrt der Täufer noch gern einen zweiten
Heiligen mit sich führte30." Man könnte somit an die Gestalt des Evangelisten
denken, wie das Renate Kroos vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte in
München mir freundlicherweise bestätigt. Gegen eine Identifizierung mit
Ulrich, Bischof von Augsburg — der Heilige wurde Anfang des 16. Jahrhunderts
im Bischofsgewand und Fischattribut an die gleiche Wand gemalt , sprechen
nach ihrer Ansicht das nicht liturgische Gewand und die fehlenden Schuhe.
Die jetzige Bezeichnung des Bauwerks „Ulrichskapelle" geht auf eine Neu-
konsekrierung von 1775 zurück. Sie wurde 1956 nach der Restaurierung statt
der alten volkstümlichen Bezeichnung „Glöcklehofkapelle" gewählt.

Die bittende „Deesishaltung" der Hände des Heiligen zeigt byzantinische
Tradition, wie wir sie besonders typisch in griechischen Handschriften, auf

29 Hubert Schrade, Romanische Malerei, Du Mont 1963, Abb. S. 36.

30 Iso Müller OSB, Stiftsbibliothekar, Disentis, Die Altartituli des Klosterplanes, S. 162 ff., in Stu
dien zum St. Galler Klosterplan, Mitteilungen z. vaterl. Geschichte XLII, St. Gallen 1962. Dazu
J. B. Lehener, Die Kirchenpatrozinien des Bistums Regensburg, 1953. — H. Tüchle, 85 Dedica
tiones Constantienses. E. Gruber, Die Stiftungsheiligen der Diözese Sitten, 64 f., 1932.

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