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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1971/0041
ausläuft. Seine Füße ruhen auf dem Herrscherschemel, dem Suppedaneum.
Das Gesicht des Königs ist unkenntlich, von seiner Krone blieben drei Kugeln
erhalten.

Ein Diener mit dem bärtigen Haupt des Täufers erscheint von links. Er
reicht es auf einer flachen Schale mit der Linken über den Tisch. Die Rechte
ist an der Hüfte angewinkelt und groß und grob skizziert. Der Saum seines
Gewandes zeigt eine in unruhige Falten gelegte aufsteigende Zierborte. Hier
wurde vermutlich das „Motiv des Dieners" aus der Gastmahlszene des Herodes
im Münchner Evangeliar Ottos TU. (Abbildung 7, oben) mitbenutzt. Es wurde
spiegelbildlich und ins Schreiten abgewandelt und statt einer Schüssel mit
dem auf einer flachen Schale liegenden Haupt des Täufers versehen.

A. Weis macht mich darauf aufmerksam, daß bei den Buchmalern der Zeit,
getreu dem Bibeltext. Herodias nicht am Gastmahl teilnimmt, während der
Krozinger Meister, wie wahrscheinlich schon der karolingische Wandzyklus
in Münster in Graubünden und tatsächlich die dortige romanische Variante,
Herodias neben Herodes sitzend zeigt. Den dritten Akzent in dieser Szene:
Königspaar, Haupt des Johannes, stellt eine auf den Zehenspitzen tanzende,
schlanke Salome dar, die von nach links und rechts schwingenden Bändern
umgeben ist. Nach der Aufnahme vor der Konservierung könnte sie vielleicht
eine dunkle, nach oben spitz zulaufende Mütze getragen haben. Beide Hände
waren im Schwung der Bewegung erhoben (Zeichnung VIII a). Demgegenüber
zeigt die Salome des Münchner Otto-Evangeliars (Abbildung 7) mehr gemessene
, höfische Bewegungen.

Einen wichtigen Datierungshinweis stellt auch die Krone der Herodias dar
(Zeichnung VI a). Typisch ist dabei das in der Mitte ausgesparte Dreieck, das
oben von einer Kugel gekrönt erscheint, die links und rechts von gleichgroßen
Kugeln auf kurzen, schmalen Stäben flankiert wird. Diese Bügelkrone ist
ottonisch36. Sie scheint sich aber nach A. Weis aus älteren karolingischen Vorbildern
Oberitaliens zu entwickeln. Der Escorial besitzt im Codex Vigilano
von 976 eine sehr einfache Darstellung dieser Kronenform ohne Kugeln, dafür
links und rechts oben mit je einem Gehänge, auf einem Blatt, das die Verbindung
westgotischer Könige mit den Königen von Leon zum Ausdruck bringt
(Zeichnung VI g)37.

Der Kronentypus der Herodias läßt sich um Tausend und später in verschiedenen
Varianten, die nebeneinander, manchmal sogar auf dem gleichen
Blatt erscheinen, besonders im Bereich der „Liuthargruppe" nachweisen.

Einen mit Krozingen verwandten Typus bringt die Bamberger Apokalypse
auf Blatt 45 unten links. Hier werden zwei kronentragende Könige auf dem
Boden liegend von Vögeln des Himmels angefallen (Abbildung 8, Zeichnung
VIb). Eine Variante dazu findet sich auf Blatt 8 bei dem thronenden
Himmel. Die versammelten Könige unten tragen hier die gleichen Kronen
mit zwei gestuften Stirnreifen übereinander, die mit Perlen verziert sind,
also einen Reif mehr als auf Blatt 45 und in Krozingen (Zeichnung VI c).

Manche Kronen katalanischer Bibeln um das Jahr Tausend bringen, wie
die von Ripoll, die von Roda aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts,

36 Josef Deer, Mittelalterliche Frauenkronen in Ost und West, auf Abb. 80 b eine Bügelkrone
Ottos II. 955 983.

37 Pedro de Palol, Spanien, Hirmer 1965, Farbtafel 6:

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