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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1971/0044
Bei der Bügelkrone Ottos III.89 erkennen wir eine geknickte Grundform
mit drei Rautenspitzen anstelle von Kugeln. Diese Form mit Kugeln findet
sich bei den Königen auf Blatt 25 v des Evangelisten Matthäus40 (Zeichnung
VI e). Der waagrechte Stirnreif fehlt bei diesem Typus immer. Ein weiteres
Beispiel hierzu wäre um Tausend auch im Perikopenbuch der Reichenau,
heute in Wolfenbüttel, festzustellen (Zeichnung VI f).

Die Krone von Herodes wird wohl ähnlich geformt gewesen sein wie die
seiner Gattin. Es ist interessant, daß seine Körpergröße ziemlich genau der des
Heiligen und des Dieners entspricht, also keine besonderen Gröfienunter-
schiede der Figuren in den beiden Szenen hervortreten. Demgegenüber ist
Christus fast doppelt so groß dargestellt. Die Kain- und Abelfiguren sind
wegen der geringen Fenstergröße wesentlich kleiner gehalten (Farbtafel, Abbildungen
3, 5, 6).

Das Sitzen des Herodes ist recht ungefähr gegeben. Seine Füße in roten
Strümpfen erscheinen wenig organisch unter dem Tischtuch auf dem Sup-
pedanenm. Für diese Fußstellnng findet sich eine Parallele im Trierer Registrum
Gregorii, einem erhaltenen Einzelblatt, das Otto III. darstellt, von einem
Meister, der in Lorsch für das Herrscherhaus tätig war41 (Zeichnung VII a, b).

Leider ist die tanzende Salome in rotem Obergewand und weitem falten-
schwingendem hellem Untergewand, die wie Herodes kurze, rote Füßlinge
trägt, in den Kopf- und Armpartien weniger gut erhalten. Die Zeichnung
VIII a gibt den ungefähren Bestand vor der Restaurierung wieder. Dabei ist
die Bewegung der tanzenden Füße auf Zehenspitzen nach einwärts recht auffällig
, für die ich kein anderes zeitgerechtes Beispiel kenne. Es handelt sich
Um eine einzigartige Darstellung. Die tanzende Luxuria in der Psychomachie
des Prudentins vom Ende des 10. Jahrhunderts zeigt einen ganz anderen Tanz
auf Zehenspitzen42. Die fast symmetrische Anordnung von etwa zehn um die
eigene Körperachse schwingenden Bändern sollte das Herumwirbeln der
Königstochter, die nach der Überlieferung „caput saltando obtinuit", das
Haupt des Täufers durch ihren Tanz erhält, für Krozingen besonders eindrucksvoll
veranschaulichen. Die Bänder sind durch eine Borte und Fransen
beschwert, so daß sie im Drehen, je nach Geschwindigkeit, steigen oder fallen
konnten. Gegenüber dieser besonderen Aktivität des Krozinger Meisters
wirkt ein Tüchertanz vor König David ans dem von Gombert besonders herangezogenen
Goldenen Psalter in St. Gallen ans den Jahren 880 bis 890 verhalten
und antikischer43. Mirjams Tanz nach dem glücklichen Durchzug der
Juden durchs Rote Meer im Pariser codex grec. Nr. 510, um 880 entstanden,
wäre ein früher byzantinischer Typus einer ebenfalls mit erhobenen Händen
tanzenden weiblichen Gestalt, deren Beine ein langes Gewand bedeckt. Im
Chludowpsalter, cod. 129, im Historischen Museum in Moskau, einem ebenfalls
byzantinischen Werk des 9. Jahrhunderts, ist Mirjam beim Tanz mit
langen, welligen Haaren dargestellt, die etwas von der Wirkung der Krozinger
Bänder vorwegzunehmen scheinen.

40 Farbig gut in W. Messerer, Frühe Deutsche Miniaturen, Deutsche Buchgemeinsch., Darmstadt, 1958.

41 Anm. 21, Farbtafel 12,

42 Ebenda, Abb. 74, Psychomachie d. Prudentius Add. ms 24199, fol 18 r( England, Ende 10. Jahrhundert
, London.

43 Anm. 6, Abb. 17, König David mit Sängern u. Tanzmeistern, Goldener Psalter um 880/90, Stiftsbibliothek
St. Gallen cod. 22.

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