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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1971/0047
den angeführten Datierungsfakten gewinnen. Nur in einer ki einen Stelle im
Bereich der Mantelschliefie des rechten Engels scheint nach Adolf Weis ein
Rest der originalen Ausführung erhalten zu sein.

Fassen wir zusammen: Die Wandgemälde in der Glöcklehofkapelle von Bad
Krozingen sind von einer Hand geschaffen, die den ottonischen Buchmalereien
der „Liuthargruppe" der „Reichenau" nahegestanden sein muß.

Sie kannte ihre Hauptwerke, wie das Münchner Evangeliar Ottos III., die
Bamberger Apokalypse, das Perikopenbuch Heinrichs des Heiligen, um das
Wichtigste nochmals herauszugreifen. Somit können sie frühestens um 1010
entstanden sein. Handelt es sich um einen älteren Meister, so ist eine Datierung
gegen das Ende der „Liuthargruppe" um 1025, aber auch noch später
gegen 1050 nicht auszuschließen. Ein Gehilfe ist bei der Ausführung der Arbeiten
anzunehmen, da die Malerei nicht einheitlich skizziert erscheint.

Es fällt auf, daß wir zur Datierung der Wandmalerei Werke der Buchmalerei
herangezogen haben, obwohl deutliche Unterschiede in den Aufgaben,
Formen und Techniken beider bestehen. Das ergibt sich vor allem aus dem
Mangel an erhaltenen Beispielen der Gattung selbst. Zum anderen wird aus
verschiedenen Arbeiten neuerdings immer deutlicher, daß wir eine enge
Werkstattgemeinschaft zwischen Buch- und Wandmalern, da und dort manchmal
den gleichen Meister annehmen müssen. So vermutet Otto Demus in Burgfelden
wegen der delikaten Vorzeichnung und Komposition einen Künstler
der Buchmalerei. Er weist auch auf eine belegte enge Werkstattgemeinschaft
für die Fresken in Sant Angelo in Formis, für die Krypta in Saint
Sav in, die Apsisausmalung in Berze la Ville in Burgund hin50.

Deshalb möchte ich auf Grund meiner Untersuchungen nicht ausschließen,
daß der Krozinger Meister besondere Verbindung zur Werkstatt der „Liuthargruppe
", zum Beispiel in seiner Ausbildung, hatte. Dagegen läßt sich ein direkter
künstlerischer Einfluß von St. Gallen nicht erkennen51.

In seinem damals schon üblichen Muster- oder „Notizbuch"52 finden wir
diese „similia", diese Ähnlichkeiten mit der „Liuthargruppe", wie wir sie in
Auswahl zeigen konnten. Er malt in Krozingen auf hellem Ockergrund und
erinnert damit auch an die erstmals aufgekommenen durchlaufenden Goldgründe
nach byzantinischen Mosaikvorbildern in den Prachthandschriften dieser
Gruppe.

Auf dem wiederbefeuchteten Putz der schnell entwickelten roten Vorzeichnung
erscheinen, vom Gehilfen unterstützt, die Farben breit hingemalt. Das
Körperliche der Modellierung, Dunkeltöne, Lichtakzente werden in empfindlicher
Tempera mit verschiedenen Bindemitteln, schließlich in Lasurfarben
durchsichtig aufgetragen.

50 Ebenda S. 93.

51 Anm. 6 A. Knoepfli, S. 40. In die frühottonische Zeit St. Gallens fallen überhaupt keine Werke
von künstlerischem Rang . . . St. Gallen gibt das Wort an die Reichenau weiter, und bevor wir
die erst um 1000 wieder schüchtern einsetzende Produktion des Gallusklosters im 11. Jahrhundert
verfolgen, müssen wir auf der Reichenau die Maßstäbe hoher ottonischer Kunst gewonnen
haben.

52 Anm. 49, S. 39, 40f 41.

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