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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1971/0159
Buchbesprechungen

Freiburg im Mittelalter. Vorträge zum Stadtjubiläum 1970. Herausgegeben von
Wolfgang Müller. = Veröff. des Alemannischen Instituts Nr. 29. 183 Seiten,
Bühl 1970 (Konkordia A. G.).

Von den mancherlei Veröffentlichungen, die aus Anlaß des Freiburger Stadtjubi
läums erschienen sind, ist vom Standpunkt des Geschichtsinteresses, das ja schließlich
für das 850jährige Jubiläum in erster Linie Pate stand, die hier angezeigte
zweifellos die gewichtigste und von bleibender Bedeutung. Sie ist das Ergebnis einer
Vortragsreihe, die das Alemannische Institut gemeinsam mit dem Breisgaugeschichts-
verein Schauinsland während des Winterhalbjahrs 1969/70 in der Universität Frei
bürg veranstaltet hat. Einige der berufensten Kenner der verschiedenen Seiten Frei
burger mittelalterlicher Geschichte hatten sich bereit erklärt, hier das Wort zu
ergreifen.

Den einleitenden Beitrag liefert Berent Schwineköper („Zu den topo
graphischen Grundlagen der Freiburger Stadtgründling", S. 7 23), sodann folgt der
Vortrag von Walter Schlesinger, Marburg, („Zur Gründlingsgeschichte von
Freiburg", S. 24 49). Über diese beiden hochwichtigen Beiträge hat der Rez. bereits
in Schau-ins-Land 88, S. 5 ff. (1970) berichtet, so daß hier nicht darauf zurückzukom
men ist. Im nächsten Beitrag „Wirtschaftsgeschichte der Stadt Freiburg im Mittelalter
", S. 50 76, geht Clemens Bauer von der Frage nach dem Einkommen
der Bürgerschaft aus, wobei die Quellen des agrarischen und des gewerblichen Einkommens
bestimmt und in ihrem Gewicht gewürdigt werden. Als die wichtigsten
Gewinner aus dem Bergwesen werden die Regalherren, also die Grafen von Frei
burg, bestimmt. Bei seiner Lage abseits der großen Handelsstraßen konnte Freiburg
als Fernhandelsstadt stets nur eine zweitrangige Rolle zukommen. Für die Vermögensbildung
des Stadtadels und der Freiburger Klöster bleibt die ländliche Grund
rente der bedeutendste Faktor; demgemäß war das Geld- und Kreditgeschäft kaum
wesentlich entwickelt. Die Stadtgemeinde Freiburg selbst als Wirtschaftsfaktor
z. B. mit ihrem Waldbesitz — und die städtische Wirtschaftspolitik bleiben in dem
Beitrag außer Betrachtung.

Josef Fleckenstein („Bürgertum und Rittertum in der Geschichte des
mittelalterlichen Freiburgs", S. 77 95) sieht in der zunehmenden Einbeziehung ritter
licher Elemente in die Stadt und ihre Bürgerschaft ein Zeichen für den Aufstieg des
Bürgertums im 13. Jahrhundert. Zu fragen wäre, ob die schon im Ansatz vorgenom
mene Entgegensetzung von Rittertum und Bürgertum nicht den Verhältnissen einer
späteren Zeit entnommen ist, für Freiburg im 12.713. Jahrhundert jedoch nicht zu
treffend wäre. Hier ist civis noch nicht dem späteren, schon seinem Begriff nach eben
nichtadligen Bürger gleichzusetzen, sondern civis ist jeder Angehörige der civitas,
einer Vereinigung von Edlen, Kaufleuten und Handwerkern, wie die Verfassungs
Urkunde von 1293 sagt. Der Ritter wird als civis nicht etwas anderes als er war, son
dern er tritt überdies als civis („miles et civis") in die Gemeinschaft Gemeinde
der Stadtbürgerschaft ein. Civis ist somit keine Standesbezeichnung wie später die des
Bürgers, der als solcher in Abhebung vom Adligen erscheint, weil er Kaufmann oder
städtischer Handwerker, also Zunftgenosse ist, sondern civis ist die umfassende Bezeich
nung für den vollberechtigten Stadtinsassen, er sei standesmäßig Edler, Ritter, Kauf
mann oder Handwerker, für den Angehörigen des städtischen Rechtsverbandes also,
fn der Einbeziehung von Adligen oder Rittern in die civitas einen „fortschreitenden
Aufstieg der Bürgerschaft" (S. 87) erblicken zu wollen, übersieht vielleicht zu sehr die
Tatsache, daß der Charakter der „Bürgerschaft" im wesentlichen, und mit der Zeit

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