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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1971/0177
Der textlichen Darstellung stehen, innerhalb der einzelnen Kapitel angeordnet,
33 ausgezeichnete Fotos der behandelten verschiedenartigen Waldtypen und Waldlandschaften
gegenüber, die sowohl sachlichen Informationsgehalt bieten wie auch
die großen lichtbildnerischen Fähigkeiten des Verfassers erweisen. ^ Haserodt

Albert Hiß, Fasnacht oder Fastnacht? Eine germanistisch-volkskundliche Studie zur
Wortgeschichte. Mit einer Karte. Sonderdruck aus: Württembergisches Jahrbuch
für Volkskunde 1965/69 S. 123 129. Stuttgart, W. Kohlhammer.

Der Leser wundert sich zunächst, daß man 70 Seiten darüber schreiben kann, ob
man Fasnacht nun mit oder ohne „t" schreibt. Nach dem Rechtschreibe-Duden ist die
Frage gelöst: Die offizielle Form lautet: „Fastnacht". Die gängige Deutung des Wortes
ist: „Vorabend der Fastenzeit". In dieser Worterklärung waren und sind sich die
Gelehrten jedoch nicht einig. Würde man nämlich die Form Fas(e)nacht der Deutung
zugrunde legen, so käme man zu einer ursprünglichen Bedeutung, die auch noch im
Wort „faseln" anklingt und auf einen Wortstamm „fasal gedeihen, fruchttragen"
zurückzuführen wäre. Die Frage: Mit oder ohne „t"? bedeutet also letztlich: Rückführung
der Fas(t)nacht auf ein Ereignis innerhalb des Kirchenjahres oder auf einen
vorchristlich-kultischen Brauch, etwa der Fruchtbarkeit? An dem Rechtschreibungsproblem
hängt eine ganze Wort- und Brauchtumsgeschichte.

Albert Hiß wollte eine endgültige Entscheidung herbeiführen, indem er in einem
geschichtlichen Längsschnitt (S. 126 158) eine Fülle von historischen Wortbelegen
vom 12. bis zum 19. Jahrhundert aus vielerlei Quellen und Landschaften für das Wort
Fas(t)nacht zusammenstellte. Eine Übersichtskarte (S. 159) soll die Belegsammlung
optisch ergänzen. Eine zweite Wortsammlung über den Stamm „Fasel-faseln" schließt
sich an (S. 163 167). Eine Zusammenstellung der verschiedenen Mundartformen folgt
auf S. 170 174. Danach werden einige mehr zufällige Belege für das Wort Fas(t)nacht
in Flurnamen (S. 174 176) und als Familienname (S. 176 178) nach historischen
Quellen und neueren Verzeichnissen geboten. Ein Anhang der Mundartformen,
alphabetisch nach Orten, und ein ausführliches Literaturverzeichnis mit über
200 Titeln beschließen die Arbeit. Der Verfasser glaubt, mit seinem Material den
Beweis erbracht zu haben, daß die ursprüngliche Bedeutung des Wortes doch im
heidnisch-kultischen Bereich liege. Er stellt das Wort fas- (S. 168) zu indogerm. pos/
pes, wozu lat. penis und mittelhochdeutsch visel gehörten, womit das Wort „aus einer
ursprünglich phallischen Narrenfunktion abzuleiten" wäre. Anlaß zu dieser Deutung
gab das Überwiegen der Schreibung ohne „t" in weltlichen Quellen zu Beginn der
Überlieferung im 12. Jahrhundert. Erst im Bereich geistlicher Texte komme die Form
mit „t" auf. Das ältere Wort sei somit in den Bereich der christlichen Jahreszeiten-
Wörter übernommen worden.

Trotz der Fülle des Materials ist die Beweisführung nicht zwingend. Die Belege
sind eher neutral, stützen also weder die eine noch die andere Deutung, zumal
man bei einer etwas größeren quellenkritischen Einstellung die Lösung nicht von
einem einzigen Buchstaben abhängig machen kann. Das Argument, daß fast alle
Mundartformen ohne „t" lauten und daß daneben die Wortgruppe „Fasel-nacht und
Fasel-abend" verbreitet ist, überzeugt schon eher.

Ein gewisser Mangel ist, daß die Arbeit nicht an die Forschung aus jüngster Zeit
anschließt. Sie scheint vielmehr, aus den zitierten Titeln zu schließen, im Jahre 1935
in der Substanz abgeschlossen worden zu sein. So sind Arbeiten wie H. Moser, Die
Bezeichnung der Fastnacht, in: Oberdt. Zeitschr. f. Volkskunde 16 (1942) und K. Meisen
, Name und Ursprung der Fastnacht, in: Rhein. Jahrb. f. Volkskunde 17 IS
(1966 1967) nicht ins Verzeichnis aufgenommen. Auch vermißt man ein paar andere
einschlägige Titel. So wird z. B. das Deutsche Wörterbuch von Grimm offensichtlich
reichlich benützt, aber nicht aufgeführt. Unbekannt scheint auch der Fastnacht-

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