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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 73
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0075
Der Wiener Kongreß hatte also das seltsame Ergebnis gezeitigt, daß die
Grafschaft Hohengeroldseck, mitten im nunmehr ringsum badischen Schwarzwald
, zwischen Breisgau und Ortenau, den alten Territorien Vorderösterreichs
am Oberrhein, jetzt unmittelbarer Bestandteil der Habsburger-Monarchie
wurde. Am 21. Juli 1815 wurde Hohengeroldseck für Österreich in Besitz
genommen, am 23. Juli huldigten die Einwohner der neuen Landesherrschaft,
dem Kaiser Franz in Wien.

Vom Wiener zum Aachener Kongreß:

Auflösung oder Erhaltung des Croßherzogtums Baden,
Erwerb Hohengeroldsecks durch Baden

Offensichtlich war das Großherzogtum Baden auf dem Wiener Kongreß13
in der Hoheugeroldsecker Frage überspielt worden und in den Hintergrund
geraten; es war selbst zum Objekt der hohen Politik geworden. Hatte doch
auch hier der Freiherr vom Stein unheilvoll mitgewirkt, während Österreich
und Bayern, zeitweise noch Württemberg, ihre eigenen Anschläge auf den
Rheinbundstaat am Oberrhein vorbereiteten.

Nach dem haßerfüllten Willen Steins wäre Baden der Auflösung verfallen,
wenn ihn nicht die Rücksicht auf den Zaren Alexander L von Rußland ge-
ztigelt hätte; der Zar war mit einer Schwester des Großherzogs Karl verheiratet
, Stein gehörte zum Gefolge des Zaren, er war sein Berater in deutschen
Angelegenheiten, von ihm hatte er ursprünglich den Auftrag für die Zentralverwaltung
der eroberten und besetzten Gebiete erhalten. So blieb Stein nur
die Möglichkeit, den Großherzog und seine Umgebung durch herrisches Auftreten14
einzuschüchtern und überall nach Kräften dazu beizutragen, daß Baden
kleingehalten wurde. Strebte Württemberg erneut danach, alles Land,
was nach der Auffassung seines Königs zu „Schwaben" gehörte, in Besitz zu
nehmen und sein Staatsgebiet im mittleren Schwarzwald auf Kosten Badens
bis zum Rhein auszudehnen, so verfolgten Österreich und Bayern weit größere
Pläne, die sich auf recht alte Ansprüche gründeten. Metternich trachtete lange
danach, für seinen Kaiser den Breisgau wiederzugewinnen oder ersatzweise
eine andere, sozusagen neue „vorderösterreichische" Machtposition am Rhein
mit dem Zentrum Mainz zu schaffen; Bayern wollte, getrieben von den dynastisch
-romantischen Ideen des Kronprinzen Ludwig15, alle pfälzischen Territorien
der Wittclsbacher zurückerlangen. Von Baden wäre zum Schluß nicht
viel übriggeblieben, so daß man an eine Abfindung der Zähringer im Rhein-

13 Das Thema „Baden auf dem Wiener Kongreß" ist noch nicht ausreichend bearbeitet. Beiträge
dazu enthalten:

Wolfgang Windelband : Badens Austritt aus dem Rheinbund 1813. In: Ztschr. f. Gesch. d.
Oberrheins, NF Bd. 25 (1910), S. 102 150.

Willy Andreas : Verwaltungsorganisation s. Literaturübersicht 19.

Maria Glaser: Die badische Politik und die deutsche Frage zur Zeit der Befreiungskriege
und des Wiener Kongresses. In: Ztschr. f. Gesch. d. Oberrheins, NF Bd. 41 (1928), S. 268 317.
Karl G r i e w ank : Der Wiener Kongreß und die Restauration Europas 1814/15. 2. Aufl. Leipzig
1954.

14 Gerhard Ritter: Stein. Eine politische Biographie. 1. Aufl. Stuttgart 1931. Bd. 2. Darin S. 281:
„in beinahe herrischer Haltung" gegenüber dem Großherzog. Ebenso 3. Aufl. 1957, S. 497.
Freiherr vom Stein/ Briefe und amtliche Schriften. Neue Ausg. von Walther Hubatsch.
Bd. V. Stuttgart 1965. Darin insbes.: Nr. 220, 257, 278; außerdem S. 318, 320, 361, 372.

15 Dazu besonders eindringlich: Kurt Baumann : Konprinz Ludwig von Bayern und die Oberrheinlande
. In: Abhandl. z. Saarpfälz. Landes und Volksforsch., Bd. 1 (1937), S. 155 ff.

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