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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 132
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die Schuld in der großen Verschiedenheit des Standes und dem Ahnenstolz des hohen
Adels gefunden haben. Die Kosten davon beliefen sich auf f. 3000. sicheren Angaben
zufolge. Nach Schluß des Festes mit anbrechendem Tage traten die beiden Neuver
mahlten die Reise nach Düsseldorf an, wo des Obristen J. Regiment in Garnison lag.
Alles was nur Pferde aufbringen konnte, gab ihnen das Geleit und Thränen standen
beim letzten Abschied in Aller Augen.

Ein besonderes Verdienst hatte um das gesamte Publicum von Freiburg, sich das
Brautpaar dadurch gemacht, daß sie auch nicht das kleinste und unbedeutenste Stück,
der dargebrachten Geschenke, wie es gewöhnlich geschah, zurück und unter der Hand
verkaufen ließen, sie gaben Befehl Alles nachzuschicken, und bezeigten dadurch
Dank Achtung jedem einzelnen Geber ohne auf Werth oder Elegance und Brauchbarkeit
Rücksicht zu nehmen. Auch boten sich gleich, sobald es bekannt wurde, mehrere
Handelshäuser an, die volle Ladung franco und wohlbehalten an den Ort ihrer
Bestimmung zu bringen. Um Niemand zu kränken überließ man die Sorge dem ge
meinschaftlichen Einverständniß Aller die es auch richtig besorgten.

Dieses Brautpaar war meines Wissens das letzte, das wagte, sich dieser Cermonie,
die an und für sich der vielen Besuche und Gegenbesuche und der großen Gefahr
wegen durch irgend ein Versehen anzustoßen, äußerst lästig war, zu unterzeichnen.
Jeder glaubte einen Vergleich mit der gegenwärtigen beyspiellos glänzend und rühmlich
ausgefallenen, und gewiß ohne Freyburgs schönen Töchtern etwas an ihren Ver
dienst absprechen zu wollen, würde ein zweiter Versuch sehr merklich von diesem abgestochen
haben. Aber Jedermann war auch der Meinung, daß mit dem Abkommen
dieser aus dem grauen Alterthum herschreibende Gewohnheit einer der mächtigsten
Antriebe für selbe hinwegfiele, sich um den Erwerb der allgemeinen Achtung und
Zuneigung zu bestreben.

Nachtrag

Gewiß wird es den Leser dieser Bögen interessieren, die weiteren Schicksale
dieses edlen Paares zu wißen. Hier, was ich davon aus verläßlichen Quellen
in Erfahrung bringen konnte. Frl. v. Rott lebte 8 Jahre in der glücklichsten
Ehe, am Hofe zu Manheim und in Düsseldorf eben so geliebt und geschätzt,
wie sie es in Freyburg war. Im neunten riß der Tod ihr den geliebten Gatten
an den Folgen einer im 7jährigen Krieg erhaltenen und aufgebrochenen
Wunde von der Seite. Standhaft schlug sie als Witwe jede Hand, die sich ihr
anbot, aus, um nur für das einzige Töchterchen, die Frucht dieser Ehe zu leben.
Aber auch dieses nahm im 11*- Jahresalter eine bösartige Kinderpockenkrank-
heit ihr weg. Trostlos darüber überließ sie sich nun ganz ihrem Schmerze,
der sie auch wenige Monathe darauf von allen tiefbedrauert mit den Vorausgegangenen
wieder vereinigte. Schön konnte man sie eben nicht nennen aber
des Geselligen und Einnehmenden hatte sie vieles, da sie alle Herzen ohne es
zu suchen an sich zog. Hochgebildet war Geist und Körper, sanft ihre Seele,
edel ihr Charakter, mit einem Wort ein weibliches Geschöpf, wie es gewiß
nur wenige gab und geben wird.

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