Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1973/0010
stark für seine Zwecke einspannte; besonders deutlich läßt sich dies bei St. Gallen
und bei dem Fraumünster in Zürich verfolgen12. Auch die Gründung Waldkirchs
darf in diesem Zusammenhang betrachtet werden. Mit Waldkirch griff das neuerstandene
schwäbische Herzogtum von seinen Kernlanden, dem Bodenseegebiet und
dem Hohentwiel, über die weite Waldbarriere des Schwarzwaldes herüber
nach dem Breisgau und dehnte seine Grenzen bis an den Rhein. Es umfaßte hier
wiederum den gleichen Raum wie das alte alamannische Herzogtum des 7. und 8.
Jahrhunderts, das unter Karlmann und Pippin mit der Eingliederung ins Frankenreich
sein Ende gefunden hatte.

Dennoch war das Gebiet zwischen Schwarzwald und Rhein, von Schwaben her
gesehen, tatsächlich eine Art Vorland, das weit vom Mittelpunkt der Herzogsgewalt
entfernt lag. Die Gründung Waldkirchs als Herzogskloster bekundete den
Einfluß des Herzogs im Breisgau. Starke Beziehungen aber liefen aus dem Breisgau
des 8.-10. Jahrhunderts auch hinüber nach der andern Seite des Rheins, nach dem
Elsaß. Der Breisgau war einbezogen in den Interessenkreis der elsässischen Abteien,
die im 8. Jahrhundert der karolingischen Politik als starke Stützpunkte gedient
hatten. Die Etichonenstiftung im Elsaß, vor allem Murbach, aber auch St. Stephan
in Straßburg und Ebersheimmünster, und das Reichskloster Münster im Gregorien-
tal griffen mit ihrem Besitz nach dem Breisgau hinüber13. Zu Beginn des 10. Jahrhunderts
hatte das elsässische Grafenhaus der Liutfriden der Abtei St. Trudpert
unter dem Belchen im Schwarzwälder Münstertal Besitzungen im Elsaß und in der
Ortenau geschenkt14; der Straßburger Bischof Erkanbold hatte um 975 zur Restaurierung
von St. Trudpert soviel beigetragen, daß sein Bistum sich Eigenkirchen-
rechte an dem Breisgaukloster erwarb15. So war der Breisgau, wie die wirtschaftlichen
, grundherrschaftlichen und verfassungsrechtlichen Beziehungen ihm den Weg
wiesen, eng verknüpft mit den Institutionen, die im Elsaß entstanden waren16. Der
Breisgau war gleicherweise in das Oberrheingebiet, den Raum zwischen Schwarzwald
und Vogesen, eingegliedert, wie er auch dem Herzogtum in Schwaben unterstand
.

Herzog Burkard von Schwaben war in der letzten Zeit seines Lebens auf das
stärkste in Anspruch genommen durch die Italienpolitik seines Schwiegersohnes,
des Königs Rudolf II. von Burgund; am 28./29. April 926 fand Burkard auf einem
Italienzug vor Novara den Tod. Die Gründungszeit Waldkirchs dürfte mithin
kaum unmittelbar vor 926 fallen; am ehesten ist sie wohl in die Zeit der größten
Machtentfaltung des schwäbischen Herzogtums zu setzen, als Herzog Burkhard
nach der Schlacht bei Winterthur 919 die weiteste Ausdehnung seines Herzogtums
nach Westen erreicht hatte. Zur Zeit Herzog Burkard I. lag Waldkirch fast an der
Grenze des schwäbischen Herzogtums; denn das Elsaß neigte bis zum Jahre 923-925
noch mehr dem lothringischen Raum zu, dem es unter Lothar I. und Lothar II. eingegliedert
war. Herzog Burkard starb zu früh, als daß er im Elsaß noch hätte ein-

12 Vgl. Stalin, Wirtemb. Geschichte I (1841) 427 ff.

13 H. B ü t t n e r, Murbacher Besitz im Breisgau, in: Elsaß Lothr. Jahrbuch 18 (1939) 314 319.

14 M. B e c k, in Beiträge z. Gesch. von St. Trudpert (Freiburg 1937) S. 61 84, bes. S. 78.

15 N. F i c k e r m a n n, ebda S. 31 60.

16 B ü 11 n e r, im Schauinsland 67 (1941) i6 ff.

8


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1973/0010