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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1973/0034
meine Deutung mehrfach in ungedruckten Vorträgen und Diskussionen dargelegt
und W. Schlesinger hat sich ihr angeschlossen, ohne freilich auf diesen Zusammenhang
hinzuweisen4. Wichtiger als diese kleine Richtigstellung ist aber die Beantwortung
der Frage, wie die Angabe der Marbacher Annalen wirklich aufzufassen
ist.

Hauptsächlich drei Quellen zieht Stülpnagel erneut heran, um meine These abzulehnen
. Einmal verweist er auf einen Nachtrag in der Handschrift Nr. 628 des
Klosters Einsiedeln von 1288. Eine Hand des 14. (!) Jahrhunderts hat hier später
am Rand nachgetragen „Anno Domini MXCI Bertholdus de Zeringen dux Swevie
iniciavit civitatem Friburk in Brizkguwe" 5. Allein schon aufgrund dieses Wortlautes
liegt es auf der Hand, daß diese verhältnismäßig späte Nachricht keinen
selbständigen Wert hat, da sie eindeutig auf die sogenannten Marbacher Annalen
oder deren Vorlage, von denen alsbald zu handeln sein wird, zurückgeht. Für unseren
Zusammenhang ist sie also ohne Bedeutung. - Anders dagegen die aus Straßburg
stammenden Chroniken des Fritsche Closener, die Stülpnagel nicht erwähnt,
und des Jakob Twinger von Königshofen, die er zum Gegenbeweis ebenfalls heranzieht6
. Beide Chroniken entstammen zwar auch erst dem 14. Jahrhundert (Closener
1336, Twinger etwa 1382-1420). Sie benützen jedoch neben zahlreichen älteren
Vorlagen wiederum die sogenannten Marbacher Annalen. Ganz deutlich wird das,
wenn Closener sagt: „Do man zalte 1091 jor, da vinge her Berhtold von Zeringen,
ein hertzoge von Swoben, die stat zu Friburg an zu buwende". Unmittelbar daran
schließt er die weitere Nachricht „donoch wart derselbe Berhtold erschlagen zu
Mollesheim, do man zalte 1122 jar"7. Erst jetzt folgt die aus einer Marbacher
Quelle stammende Angabe, daß dieses Kloster 1090 gegründet worden sei. In der
Formulierung ähnlich wie Closener bringt Twinger im Zusammenhang einer Aufzählung
der Herzöge von Schwaben zunächst ohne jede Jahresangabe folgende
Notiz: „Behtold von Zeringen, der mähte uf sine eygen die stat und bürg Friburg,
und wart zu Mollesheim erslagen nach gotz geburte 1123". Fast in der gleichen
Weise, also wieder zusammen mit dem Kampf um Molsheim, diesmal allerdings
mit der Jahresangabe 1091, wird die Gründung Freiburgs an einer zweiten Stelle
bei Twinger geschildert, wobei noch - offenbar als eigener Zusatz - zutreffend bemerkt
wird, daß das Eigen, auf dem die Stadt erbaut wurde, „vor ein dorf waz"8.
Daß der Vorgang auch noch in dem von Twinger selbst gefertigten Register unter
1092 (!) knapp erwähnt wird, ist hier zunächst weniger belangvoll9. Halten wir
also fest, daß bei der einen Fassung der Marbacher Annalen, welche sowohl Closener
als auch Twinger als Vorlage gedient hat, offenbar die Nachricht über die Erbauung
Freiburgs neben der vom Tode Bertolds bei Molsheim gestanden haben

4 Sdiwineköper, Vorstädte, wie Anm. 2, S. 51 Anm. 79.

5 Marbadier Annalen, hg. H. Bloch, MGH SSrerGerm, 1907, S. 37 Anm. 4. Nach H. Bloch, Die elsässischen
Annalen der Stauferzeit, in: Regesten der Bischöfe von Straßburg Bd. 1, 1908, S. 57 benutzt der Kompilator
allerdings nur die gleiche Vorlage wie die Marbacher Annalen.

6 ChronDtStädte VIII u. IX: Straßburg Bd. 1 u. 2, 1870 f. Closener ebd. Bd. VIII S. 132, vgl. S. 102;
Twinger ebd. Bd. IX S. 706, 792, 884.

7 Wie Anm. 6, Bd. VIII S. 132.

8 Wie Anm. 6, Bd. IX S. 792.
3 Wie Anm. 6, Bd. IX S. 884.

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