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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1973/0052
archives von 1764 11 Bezug: „Es ist schon seit den Jahren, als die hiesige Kirche
schön gemacht worden, ein allgemeines Verlangen in der Bürgerschaft nach einer
Orgel. . ." Damals legte die markgräfliche Obrigkeit übrigens ein Zeugnis ihrer
Aufgeklärtheit ab, als sie vorschlug, statt der gewünschten Orgel lieber eine Feuerspritze
anzuschaffen. Das eben angeführte Nimburger Kirchenbuch läßt uns aber
wissen, daß der Wunsch der Gemeinde doch bald erfüllt wurde: „Anno 1770 den
23. Septembris wurde die von der Gemeinde angeschaffte Orgel zum 1. Mal in
öffentlicher Versammlung geschlagen." Der Standort dieser Orgel blieb bis zur
jüngsten Renovierung unverändert auf der sogenannten Bottinger Empore auf der
Südseite, also im Chor vor der Darstellung des Weltgerichts. Eine Baubeschreibung
aus dem Jahr 1850 im Nimburger Pfarrarchiv teilt außerdem mit, daß sich auch
längs der linken Schiff wand eine Empore hinzog.

Hinsichtlich der Ausmalung lassen sich daraus folgende Schlüsse ziehen: Vermutlich
wurden die Bilder 1752 übertüncht - dann hätten sie 1952 bei der Freilegung
gerade 200 Jahre ihr Dasein im Verborgenen geführt - spätestens aber beim
Einbau der Orgel 1770 und der Emporen. In jedem Fall aber verschwanden sie vor
der Bildung der badischen Landeskirche im Jahr 1818, als durch die Aufnahme der
calvinistisch reformierten Pfälzer eine puritanisch strengere Gesinnung allgemein
wurde, die die Bilder, die zu jener Zeit schon als recht „katholisch" empfunden
wurden, unter keinen Umständen mehr geduldet hätte.

Wenn schon der Maler von 1718 namenlos bleiben muß, kennen wir doch den
Pfarrer, auf dessen Anregung hin damals die Neugestaltung der Kirche erfolgte:
Johannes Christopherus Vulpius12, der von 1713 bis 1719 am Ort war. Er scheint
noch verhältnismäßig jung gewesen zu sein, denn die nämliche Quelle teilt mit, daß
er 1714 heiratete, und zwar standesgemäß die Tochter eines Kollegen, des „Herrn
Philipp Sigismund Closen, gewesener Pfarrer zu Dentzlingen, nachgelassene ehelich
ledige Dochter". Voller Schwung ging er nach den Wirren des Spanischen Erbfolgekrieges
daran, das kirchliche Leben wieder aufblühen und sein Gotteshaus
durch Gemälde ausschmücken zu lassen. Tat er damit einen ungewöhnlichen Schritt,
da Protestanten doch gemeinhin als bilderfeindlich gelten? Wer dies annimmt, geht
zu sehr von unserem Jahrhundert und dem vorangegangenen aus. Oder er sieht zu
sehr Calvin und Zwingli und zu wenig Luther, der 1524 im Vorwort zum Geistlichen
Gesangbüchlein schrieb: „Ich bin nicht der Meinung, daß durchs Evangelion
sollten alle Künste zu Boden geschlagen werden ..."13, und an anderer Stelle noch
deutlicher: „Es ist besser, man male an die Wand, wie Gott die Welt schuf, wie
Noah die Arche bauet und was mehr guter Historien sind, denn daß man sonst
irgendwelche weltliche unverschämte Dinge malet." 14 Freilich erkannte er den Bildern
nur psychologisch pädagogische Bedeutung zu, nicht die religiös fromme15,
die das Mittelalter gekannt hatte. Diese barg in seinen Augen zu sehr die Gefahr
der „Abgötterei", die nach ihm jahrhundertelang so nachhaltig angeprangert wur-

11 Akten des GLA Karlsruhe 229/75355.

12 Pfarrarchiv Nimburg, ältestes Kirchenbuch, begonnen 1717. S. 4.

13 Zitiert nach Joseph Sauer, Reformation und Kunst im Bereich des heutigen Baden. In Freiburger Diözesan-
Archiv, N. F. 19. Freiburg 1919. S. 327.

>4 Ebd. S. 328.

15 Vergl. ebd. S. 328.

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