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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1973/0122
blick über den Werdegang und das Schaffen des gotischen Baumeisters zu geben; die Beantwortung
und Darstellung anderer damit zusammenhängender Fragen sollen der Zukunft
überlassen bzw. einer weiteren Arbeit vorbehalten sein.

In dieser Tradition ist nun Adolf Wangarts Buch: Das Münster zu Freiburg im Breisgau
Im Rechten Maß, als eine wichtige und bedeutende Arbeit für die Baugeschichtsforschung
anzuzeigen. Während Paul Booz zu den Quellen in den Archivalien, Baurissen und
mittelalterlichen Muster- und Regelbüchern ging, war Adolf Wangart ein ganzes Leben
lang in Liebe und Erkenntnisdrang darum bemüht, an einem Wunderbau der Gotik selbst,
eben an unserem Freiburger Münster, zu messen, zu rechnen und zu zeichnen, um so die
Gesetzmäßigkeit mittelalterlichen Bauens zu erfahren und zu begreifen. Wer in den vergangenen
50 Jahren öfters besonders an Samstagnachmittagen zum Münsterplatz kam
oder in das Münster selbst, konnte dort oft Adolf Wangart sehen, mit Zeichenblock und
Metermaß, aufnehmend und zeichnend, meist mit seiner Frau, der treuen Helferin „beim
Münstern".

Adolf Wangart fragte sich, als Ingenieur und Mathematiker, mit einem tiefgründigen
Wissen um die Symbolik, wie baute denn der gotische Baumeister, wie kam es zur Gestaltung
des Münsterbaus? Er analysierte den Werkvorgang, d. h. die rein handwerklichen
Voraussetzungen und die Konstruktionsgrundlagen für die Baudurchführung und fand
den Schlüssel zu dem Wunder der Einheit in Langhaus, Turm und Chor die doch verschiedenen
Zeiten und Meistern angehören — und so für die Schönheit im Ganzen und die
Harmonie aller Teile.

Als Ergebnis seiner Forschungen faßt Wangart in seinem Buch zusammen: Das Freiburger
Münster zeigt Eigenschaften, die bis jetzt wenig bekannt sind. Seine Formen und seine
Schönheit verdankt es nicht inspirativen Einfällen: „Es sind geometrische Gesetze, Proportionen
seiner einzelnen Teile, ein einheitliches Maßsystem, ein Aufbau über einem einzigen
Grundmaß, die seine äußeren Formen bestimmen" (im Vorwort). „Der gotische Baumeister
hat seinem Bauherrn vor Baubeginn eine inspirative „Portraiture" vorgelegt, also einen
Entwurf, wie der Bau aussehen sollte. Die Baudurchführung jedoch bestimmte eine strenge
Proportionierung der Bauverhältnisse, in der die Baugestaltung durch genaue geometrische
Verhältnisse festgelegt wurde; Grundlage hierfür bildete das Grundmaß". (Seite 9)

Adolf Wangart belegt seine Forschungen auf 20 bewundernswerten, mit Akribie von
ihm selbst gezeichneten Plänen (sie sind geschickt gefaltet, daß man die im Text genannten
Pläne während des Lesens herausklappen und vergleichen kann (46 Seiten Text in Folioformat
auf feinem Papier schön gedruckt). Die Pläne zeigen die Grundrisse von Langhaus
und Chor mit Chorabschluß, den Turm in der Ansicht und in den verschiedenen Grundrissen
der Turmgeschosse, einzelne bedeutende Bauteile wie das Lammportal, die Michaelskapelle
, den Glockenstuhl und bauliche Einzelheiten, wie Pfeiler und Strebebögen u. a. m.,
Pläne, in denen durch unzählige Verbindungslinien und Zirkelschläge die Maßzusammenhänge
und „die strenge Proportionierung" dargestellt werden. Hier werden die geometrischen
Gesetze sichtbar gemacht, nach denen gebaut wurde „Im Rechten Maß".

Neben den von ihm aufgemessenen Metermaßen hat,Wangart immer auch die Maßeinheiten
des Mittelalters, also Elle, Fuß und Zoll eingezeichnet. Eindrucksvoll überzeugend
kommt er dabei zu klaren Zahlengrößen und -Verhältnissen. Das Ellenmaß für den Münsterbau
hat er eingetieft aus Eisen am nordwestlichen Turmstrebepfeiler gefunden, mit der
Länge von 54,0 cm. Die Turmhöhe bis zur Kreuzblume (113,40 m) beträgt 210 Ellen.
Der Turmbau ist im goldenen Schnitt geteilt: Der kleine Teil ist die Pyramide, sie mißt
80 Ellen in der Höhe, der große Teil bis zur Pyramide mißt 130 Ellen, beide Teile zusammen
also 210 Ellen. Das immer wiederkehrende Grundmaß, das den ganzen Münsterbau
mit Turm und Chor in den Maßen bestimmt, findet Wangart im Langhaus, im Abstand

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