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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0025
Gelegenheit verschafft haben, die Verhältnisse des Erzstifts kennen zu lernen und
Beziehungen anzubahnen, die sich für ihn als den künftigen Kandidaten für die
Würde des Dompropstes als nützlich erweisen sollten.

So sehr Böcklin über den Verlauf seines Besuchs in Hamburg mit dem Rat dieser
Stadt und mit sich selbst zufrieden war, so erwies sich dieser Besuch nachträglich als
verhängnisvoll, ja er kann gegen den Willen der Beteiligten zur Zuspitzung der
Verhältnisse zwischen dem Kaiser und dem Kurfürsten beigetragen haben. Bei
Moritz ging ein vertraulicher Bericht ein, wonach Böcklin „diese ungefährliche Werbung
" beim Rat vorgebracht habe28:

Der König von Frankreich wolle nicht allein im Bunde mit dem Türken, sondern
auch mit etlichen deutschen Fürsten einen Krieg gegen den Kaiser anfangen
und zwinge daher den Kaiser zur Gegenwehr. Böcklin bat daher den Rat der Stadt
Hamburg, sich jeder Unterstützung der Feinde des Kaisers zu enthalten. Der Franzose
habe auch Moritz und andere deutsche Fürsten, die man alle wohl kenne, auf
heimliche Weise veranlaßt, sich gegen den Kaiser zu empören. Man dürfe Frankreich
nicht trauen, da es diejenigen, die es verführt habe, „letztlich in der Suppen
stecken" lasse.

Auch auf Herzog Moritz könne man sich nicht verlassen, er könne sich leicht
wieder auf die Seite des Kaisers begeben, es werde versucht werden, ihn mit seinen
Reitern und Knechten von seinem Vorhaben abwendig zu machen oder, da er zum
Kaiser, seinem Erbieten nach, kommen werde, würde „in andere wege gegen ihn
gehandelt" werden.

Es war vor allem die letzte Bemerkung, die den Kurfürsten erbitterte und wenigstens
zum Teil dazu beitrug, daß Moritz seine angekündigte Reise zum Kaiser abbrach
. Aus Böcklins Hinweis glaubte er entnehmen zu können, es könne bei seinem
Besuch beim Kaiser in ähnlicher Weise gegen ihn wie gegen den Landgrafen von
Hessen und den Ernestiner Johann Friedrich von Sachsen, die noch immer Gefangene
des Kaisers waren, Gewalt angewendet werden. In einem Memorial für seine
Räte beklagte sich Moritz über Böcklins widersprüchliche Äußerungen in der anschaulichen
Sprache seiner Zeit: „zwei Breie werden in einem Topf gekocht, warm
und kalt aus einem Mund geredet". Schon früher sei ihm von dem kaiserlichen Marschall
Ähnliches begegnet, er habe dies in den Wind geschlagen. Höfliche Worte
und Argumente seien ihm vorgetragen worden, „ungeachtet daß die Pfeile vom
anderen gefiedert". Der Kurfürst werde daher, gegen sein Vorhaben, auf seiner
angeblichen Reise zum Kaiser kürzere Tagesreisen vorsehen und 2 oder 3 Tage
später in Landshut eintreffen27, wo seine Räte ihn erwarten sollten.

Zwei Wochen später erneuerte Moritz in einem Schreiben an seine in Landshut
eingetroffenen Räte Carlowitz und Mordeisen die Vorwürfe gegen Böcklin: höfliche
und gefärbte Worte seien aus falschem und „getichtem Gemüt" in Magdeburg
bei seiner Begegnung mit Böcklin von diesem gegeben worden, und hernach das
Gegenspiel zu merklichem Nachteil und Verunglimpfung angewendet worden28.

26 Druffel II, 1000, Beilage 2.

27 Druffel II, 970, 5. II. 1552, Chemnitz.
23 Druffel II, 1000, 20. II. 1552,

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