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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0026
Der Kurfürst hat aus Furcht vor Sanktionen des Kaisers bereits seine Rückreise angetreten
, und rief auch seine beiden vorausgeeilten Räte aus Landshut zurück. Doch
unterließ er es nicht, den Schein seiner guten Absicht zu wahren und in Innsbruck
Zimmer für sich und sein Gefolge vorbereiten zu lassen.

Böcklins angebliche Äußerung, die er selber bestritt, löste mehr als einen Sturm
im Wasserglas aus. Von Berlin aus bedauerte Böcklin am 1. III. 1552 in seinem
Schreiben an den Kurfürsten Moritz, daß dieser seinen Besuch beim Kaiser unterlassen
habe, der sich gewiß als nützlich erwiesen hätte29. Der Kurfürst antwortete
kühl, daß ihm niemand, der ihm das Leben gönne, seine Umkehr verdenken könne.

Erst spät und auf Umwegen scheint Böcklin von den konkreten Vorwürfen des
Kurfürsten gegen ihn Kenntnis erhalten zu haben. Von Berlin aus schrieb er am
18. April 1552 den sächsischen Räten, dem Kurfürsten sei in falscher Weise über
ihn berichtet worden. Noch immer hoffte er, daß die beiden Kurfürsten von Sachsen
und Brandenburg gemeinsam zum Römischen König gehen, und daß der Friede
hergestellt werde. Zu seiner völligen Exkulpation fügte er eine vom Rat der Stadt
Hamburg ausgestellte Urkunde bei, die bestäigte, daß er in Hamburg nur über den
drohenden Franzosenkrieg gesprochen und den Kurfürsten Moritz mit keinem
Worte erwähnt habe30.

Wie der Stein, der in den Spiegel des Sees fällt, zog Böcklins angebliche Äußerung
immer weitere Kreise. Der Kaiser, der König, und beider Schwester, die Königin
Maria, Regentin der Niederlande, bezogen ihre Positionen. Von Innsbruck aus
wandte sich der Kaiser am 14. April 1552 an Herzog August von Sachsen, den Bruder
des Kurfürsten Moritz, der „wegen fliegender Reden, deren gleichwohl die,
welche sich so haben vernehmen lassen, nicht geständig sind" von seiner Reise zum
Kaiser umgekehrt sei. Der Kurfürst solle sich nicht „durch fliegende Reden" von
seinem Besuch abhalten lassen31.

Die Königin Maria in Brüssel, eine kluge und entschlossene Frau, war stets darauf
bedacht, bei widerstreitenden Interessen den Zusammenhalt der Familie zu sichern.
In ihrer Verwahrung befand sich in Mecheln der im verflossenen Schmalkadischen
Krieg gefangene Landgraf Philipp von Hessen. Sein Fluchtversuch war gescheitert,
und seine Fluchthelfer wurden hart bestraft. Zwischen Mecheln und Kassel gab
es geheime Korrespondenzen. Der hessische Sekretär Simon Bürg schrieb am 23.
Februar 1552 dem kursächsischen Rat Damian von Sibottendorf aus Kassel, daß im
vergangenen Dezember ein Fuhrmann aus Hessen, der dem alten Herrn in Mecheln
Viktualien bringen sollte, in ein Gewölbe geführt, mit Tortur und Marter bedroht,
und befragt worden sei, ob er Briefe an den Landgrafen habe, und was er von des
Kurfürsten Moritz Rüstung wisse. Die Königin Maria soll sich, wie eine „treffliche
Person" meldete, die Zutritt in ihre Kammer hatte, in ähnlicher, ja in noch deutlicherer
Form geäußert haben wie Böcklin in Hamburg: komme der Kurfürst zum
Kaiser, werde man ihn beim Kopf halten und darnach mit anderen bald fertig werden32
.

29 Druffel II, 1044.

30 Druffel II, 1321, 18. IV. 1552.
81 Druffel II, 1292.

32 Druffel II, 1009, 23. II. 1552.

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