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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0056
um seine literarische Muße zu bekommen", mußte nunmehr leidige Verhandlungen
führen und hatte es statt des gewohnten Umgangs mit Humanisten „mit Schmieden,
Steinmetzen, Schreinern, Spenglern und Glasern zu tun" 107.

Das Haus „zum Walfisch" mit der von der Straße zum Hof reichenden großen
Diele, dem Wendeltreppenturm und mit dem eleganten Erker der Renaissance ausgestattet
, der das Portal mit den beiden oberen Stockwerken in kunstvollen Verschlingungen
verbindet, war ein geräumiges und repräsentatives Patrizierhaus,
würdig eines Kaisers, der diesen Alterssitz nie bezog, eines als Leuchte der Wissenschaft
angesehenen Humanisten, der sich im Ärger über Mitbewohner und Miete
verzehrte, und des mit dem Hof junker von Scherenzgi, dem Sekretär Johann Har-
dy und Dienern ausgestatteten Ritters Wilhelm von Böcklin, der als „gefürsteter
Dompropst" ausgewiesen wurde. Unbestritten war er der ranghöchste Dignitär des
Domkapitels und später des Administrators des Erzstifts Magdeburg.

Böcklin hat das Haus „zum Walfisch" 1565 käuflich erworben, in dem Jahre, in
dem sein Aufenthalt in Magdeburg sich immer schwieriger gestaltete. Um diese Zeit
dürfte er auch sein Haus in Halle verkauft haben. Das Haus zum Walfisch hat er
jedoch schon einige Jahre zuvor entweder als Gast des Hauseigentümers oder als
Mieter bei seinen sporadischen Aufenthalten in Freiburg benutzt und bewohnt, die
erwünschten Unterbrechungen seiner dienstlichen Tätigkeit als Hofmarschall, Rat
und Gesandter waren.

In Freiburg war der kaiserliche Rat und spätere Dompropst Böcklin eine hochangesehene
Persönlichkeit. Er bemühte sich, ein freundliches Verhältnis zu seinen
Mitbürgern zu unterhalten, deren Häupter er in seiner Stiftungsurkunde als „günstige
liebe Herren und vertraute Freunde" bezeichnet. Der Widerschein der großen
Welt, aber auch der Widerhall der Wirren, die das Deutschland der Reformationszeit
erschütterten, drang mit ihm in die stille Stadt der Bürger und Gelehrten. In
ihren Nöten stand er der Bürgerschaft bei, indem er sich 1533 erbot, für die Armen
etliche Mutt Korn, den Sester zu 5 Blappert, zu verkaufen. Durch den Oberstmeister
der Zünfte ließ er dem Rat anzeigen, wie er „so ein guter Freiburger sei, und
wo er einem Rat und gemeiner Stadt bei Kaiser und König etwas ausrichten könne,
wolle er es von Herzen gerne und mit gutem Willen tun". Für so viel Hilfsbereitschaft
zeigte sich der Rat erkenntlich, und richtete Böcklin in seinem Hause, das
wohl das Haus zum Walfisch war, einen „springenden Brunnen" aus Dankbarkeit
ein. Diese Auszeichnung zeigt, daß die meisten Bürger damals Wasser aus den
öffentlichen Brunnen oder den Bächen der Stadt entnehmen mußten. Im September
desselben Jahres erhielt Böcklin bei einem Besuch der Stadt vom Rat 4 Kanter
(Kannen) Wein, einen Fisch, und ein „christallen stuck" im Kaufhaus, um das er
gebeten hatte108. Wie hätte man auch dem Wunsch eines so hohen und einflußreichen
Herren nicht entsprechen sollen?

Aber nicht nur Ehre, auch Verdruß war für Böcklin mit seinen Aufenthalten in
Freiburg verbunden. Dem Rat wurde im Juli 1560 berichtet, daß der Spitalmeister
Andres Schmid und seine Hausfrau „ein böses Geschrei" gegen die „Herren von St.

107 Erasmus von Rotterdam, Briefe. Samml. Dieteridi S. 509, 517.

loa F. St. A. Ratsprotokolle 6. III. 1553 f. 31, 24. III. 1553 F 31, 4. II. 1555 f 20, 13. IX. 1555 f. 145.

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