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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1975/0065
Berthold Schwarz —
Erfindung, Lebenszeit und Bedeutung

Von W. G.Kramer

Dieser Beitrag ist das Ergebnis einer kritischen Auseinandersetzung mit der neueren
Schwarz Literatur und einer ausführlichen Bearbeitung der späten zeitgenössischen
Quellen. Sie trägt den Charakter einer zusammenfassenden Betrachtung, die in kurzer
Form einen Einblick in die Thematik vermitteln soll.

Die Figur des schwarzen Berthold und das Wesen seiner Erfindung erregen seit
der ersten kritischen Arbeit von Hans Gram die Gemüter der Fachgelehrten. Was
Berthold erfunden hat ist bis heute ungeklärt geblieben. Er läßt sich deshalb auch
zeitlich nicht einordnen. So hat man sich in den vergangenen Jahrzehnten daran gewöhnt
, ihn als nichthistorisch zu erklären. Selbst eingehende Bücher über Chemiegeschichte
erwähnen ihn nicht oder nur am Rande. Dieses Vorgehen ist zwar sehr
einfach, bezichtigt jedoch diejenigen Männer, die in der Zeit nach seinem Tod über
ihn berichtet haben, der Unwahrheit. Den unbekannten Autor des'Deutschen Feuerwerkbuches
, der um 1390-1400 ein klar und wohltuend gegliedertes Manuskript
über den gesamten einschlägigen Wissensstand jener Epoche verfaßt hat, trifft dieser
Vorwurf am schwersten. Frei von allem hermetisch-alchemistischen Gehabe
schreibt er darin unmißverständlich, daß der wesentliche Inhalt seines Buches zurückginge
auf Berchtoldus niger:

„So ist die Kunst (aus Büchsen zu schießen) ganz erneuert, geursucht und gefunden
worden, wie ihr hernach in diesem Buch verstehen werdet!"

Im Jahre 1778 hält der Staatsrat Hans Gram vor der kgl. dänischen Gesellschaft
der Wissenschaften einen Vortrag über die Erfindung und das Alter des Schießpulvers
. Er forderte damit seinen Landsmann Prof. Christian Temler zu einer Erwiderung
heraus. Beide Vorträge wurden 1782 in Kiel verlegt. Und nun setzt eine nicht
mehr abreißende Kontroverse über Berthold und seine Erfindung ein. Beginnen
wir mit dem wichtigsten Mann: Heinrich Hansjakob. 1891 veröffentlicht er die
erste und einzige Berthold-Monographie. Ihm gebührt unbestreitbar das Verdienst,
eine große Summe von Fakten und Daten gesammelt zu haben, wobei er sehr auf
Temler und Gram zurückgriff. Verschiedene Dinge konnte er klären, aber einige
seiner Schlußfolgerungen sind sachlich und fachlich zu wenig fundiert und damit
überholt. Warum hat er, was nahegelegen hätte, keinen Chemiker befragt? Franz
Maria Feldhaus greift ihn 1906 energisch an: „Eine recht fleißige Arbeit, aber das
ist auch alles, was man von der Schrift Gutes sagen kann. Ist nicht viel an ihr zu
loben, dann ist umsomehr an ihr zu tadeln!"

Aber auch Feldhaus, der Gründliche, dessen Lexikon „Die Technik" noch heute
für die Geschichte der Technik maßgebend ist, findet den Schlüssel zur Figur des

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