Freiburger historische Bestände - digital

1940 nach der Eroberung von Elsaß-Lothringen durch das deutsche Reich gehofft, man
greife auf seine Erfahrungen zurück, um der Bevölkerung des Grenzlandes gerecht zu
werden.

Hier sah er sich ebenso getäuscht wie sein ehemaliger jüngerer Mitarbeiter Kurt Blaum
(1884 1970), der nach 1918 eine sozialreformerische Tätigkeit im Stuttgarter Innenministerium
ausgeübt, dann von 1921 bis 1933 als Oberbürgermeister von Hanau am Main in
der von Schwander präsidierten Provinz geamtet hatte. Blaum erwartete nach 1945 jedoch
eine neue Karriere: Er wurde Oberbürgermeister von Frankfurt am Main und konnte sich
mit dem Wiederaufbau der zu 75 Prozent zerstörten Stadt nocheinmal Verdienste erwerben
.

Der von Max Rehm vorgelegte Text bietet viele Informationen aus Verwaltung und
Gesetzgebung in Deutschland vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik, über die landschaftlichen
und landsmannschaftlichen Besonderheiten des Elsaß, am Rande anklingend
auch über die Bevölkerungspolitik zur deutschen Zeit vor 1918. Ganz deutlich werden die
Verbindungen zwischen dem ehemaligen Reichsland und den beiden deutschen Republiken,
einmal durch das Weiterwirken der gleichen Persönlichkeiten neben Schwander und
Blaum sei Elly Heuß-Knapp genannt , zum anderen durch Pflege elsässischen Kulturgutes
durch Vereine und Stiftungen, die wieder von diesem Personenkreis getragen wurden. Der
Leser schätzt das Informative, vermißt aber das kritische Aufzeigen der dem Stoffgebiet
eigenen Probleme, wie es heute aus dem zeitlichen Abstand möglich ist. Manchen stört
vielleicht das schwärmerisch-nostalgische Element im Stil, aus dem die persönliche Verbundenheit
des betagten Verfassers mit den beiden Titelgestalten spricht.

Renate Liessem-Breinlinger

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