Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 7
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0009
seien „unerwartete Schwierigkeiten lokaler Art" aufgetreten - worin sie bestanden,
müssen erst weitere Untersuchungen ergeben. Über die in bescheidenerem Umfang
und im wesentlichen ohne Niederschläge in Schrift und Druck fortgesetzten Bestrebungen
meint Dämmert, daß „die völlige Einstellung derselben unter den Stürmen
der Jahre 1848 und 1849 auch dem Fernerstehenden erklärlich erscheinen kann." In
der Tat, es erscheint auch uns erklärlich. Allerdings werden wir einiges hinzufügen
müssen. Zur Ungunst der Zeit und zu den Auswirkungen staatspolitischen Mißtrauens
kommt bestimmt noch weiteres: die Zeit, in der man 1826 auch in Freiburg
die „Geschichte als Lehrmeisterin" etwa im Sinne eines Johannes von Müller verstanden
hatte, die Zeit der rein „pragmatischen" Geschichtsschreibung, die den liberalen
Historiker zum liberalen (und zudem des Aufruhrs verdächtigen) Politiker
machte, war vorüber. Spätestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts verlangte eine
wissenschaftlich kritischer gewordene Historikergeneration nach der „genetischen"
Geschichtsbetrachtung, welche die Eigengesetzlichkeit und die Unwiederholbarkeit
des geschichtlichen Geschehens zum philosophisch-historischen Programm erhob.

Als dann 1866 „die noch lebenden Mitglieder des Vereins" - es waren inzwischen
ihrer wenige genug - „mit einigen jüngeren Männern" zusammentraten, war man
sich der veränderten Lage bewußt. Mit dem nahezu universalgeschichtlichen Ziel
der vom Fortschrittsglauben beherrschten Generation der Altliberalen konnte man
eine auf landschaftsgeschichtliche Forschungsarbeit abstellende Vereinigung nicht
zu neuem Leben erwecken. Am 1. August 1866 konstituierte sich der neue (aber
doch nicht ganz neu sein wollende) Verein unter dem bis in die Dreißiger Jahre unseres
Jahrhunderts beibehaltenen Namen einer „Gesellschaft für Beförderung
der Geschichts-, Alterthums- und Volkskunde" - ein Titel,
der in seiner Umständlichkeit vielen Bibliographien beschwerlich war, der aber
eben mehr verheißen wollte als antiquarische Lokalgeschichte. „Volkskunde" mochte
damals mehr „Volksnähe", Verbreiterung der Denkformen andeuten, Einschwenken
aber doch wohl auch auf die brennenden Probleme der Zeit vor und nach Kö-
nigsgrätz. Man hatte Parallelorgane vor sich wie die „Zeitschrift für die Geschichte
des Oberrheins" oder die „Badenia", denen gegenüber man sich im Programm abzugrenzen
hatte; daraus ergab sich zwingend die räumliche Beschränkung. Es will
uns aber scheinen, daß ein anderes „Konkurrenzunternehmen" den Neugründern
schwerer auf dem Magen lag: das soeben neugegründete „Freiburger Diözesan-
archiv" als Organ des Kirchengeschichtlichen Vereins der Erzdiözese Freiburg bedeutete
den jüngeren badischen Liberalen Ärgernis. Die kirchenpolitische Situation
hatte sich verschärft, das nahe bevorstehende erste Vatikanische Konzil sollte sie
weiter vergiften. So dürften nationale und antiklerikal-laizistische Elemente zusammengewirkt
haben, um aus dem Kleinraum des überwiegend katholischen Breisgaus
heraus das allgemeine nationale Geschichtsbewußtsein in der Südwestecke
zu fördern. Das war die Denkensart, die man vor allem dem gebildeten
Bürgertum zu- und vorschrieb. Es sind denn vor allem Professoren der Freiburger
Universität und der höheren Lehranstalten gewesen, die sich um den neuen Verein
bemühten, und zu ihnen traten im badischen Umkreis Leute aus Justiz und Verwaltung
, die wir als Mitglieder der „Gesellschaft" von 1866 finden. Man tat dem Verein
gewiß nicht allzusehr Unrecht, wenn man ihn, zumal in unserem Jahrhundert,

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