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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 25
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0027
der konservativen Partei im Kapitel, vor allem auf die Abneigung Rincks, sich
über die Statuten hinwegzusetzen. Erst Ende Juni war Fürst Ignaz bereit, seinen
Rücktritt zu erklären und die Übernahme des Großpriorats durch den Prinzen Karl
mitzuteilen. Flaxlanden sollte als Statthalter des Königs das hierfür einzuberufende
Kapitel leiten. Der bayrische Gesandte in Paris war bereits angewiesen, die Pariser
Regierung zu unterrichten, die dann ihrerseits den französischen Truppen im
Breisgau entsprechende Anweisungen erteilen würde. Außerdem stand man in erfolgversprechenden
Verhandlungen mit dem Erbprinzen von Hohenzollern, um
durch einen umfangreichen Gebietstausch das Großpriorat in eine politisch-geographisch
günstigere Lage zu transferieren.

Vielleicht hätte eine rechtzeitige Übergabe an Bayern den Lauf der Geschichte
noch vorübergehend ändern können. Nun war alles zu spät, denn am 12. Juli 1806
wurde der Rheinbund geschlossen, dessen Artikel XIX über Heitersheim zugunsten
Badens verfügte. Reitzenstein konnte nach einer Unterredung mit Talleyrand
vorschlagen, sofort in Heitersheim einzurücken und notfalls Gewalt anzuwenden.
Am 23. Juli begaben sich daraufhin Drais und der Geh. Referendar Maler in das
Heitersheimer Schloß und eröffneten dem Fürsten Ignaz und Pfirt-Blumberg die
Übernahme durch Baden. Alle Proteste nützten nichts mehr. Flaxlandens Versuche
, noch etwas zu retten, endeten mit einer dürren Note des Ministers Montgelas
und der Aufforderung, dieserhalb nichts mehr zu unternehmen. König Max Joseph
schickte immerhin einen Brief an Rinck, in dem er sein Bedauern ausdrückte, daß
die Umstände seine guten Absichten verhindert hätten.

Drais und Maler, vornehm denkende Männer, waren über die Aufgabe, einen so
alten Herrn wie den Fürsten Rinck zu depossedieren, wenig erfreut. Über diejenigen
Mitglieder des Hofstaats und der Heitersheimer Verwaltung, die sich jetzt
eilig bemühten, sich zu neuen Ufern zu retten, haben sie wenig günstige Urteile
gefällt. Voll Lobes dagegen war Drais über Ittner, seinen bisherigen Hauptgegner.
Dieser sei ein wahrer Fund, meinte er, und sollte unbedingt zum Eintritt in badische
Dienste bewogen werden. Ittner nahm ein entsprechendes Angebot an, bedung
sich aber aus, für eine Übergangszeit noch bei seinem fürstlichen Herrn bleiben zu
dürfen. Dieser habe ihm unbeschränktes Vertrauen geschenkt, und er könne ihn
jetzt nicht ohne Trost und Hilfe allein lassen. Wie bescheiden die Hofhaltung in
Heitersheim gewesen war, geht aus dem sofort gefertigten Inventar hervor. Silber
oder neue Möbel sind kaum vorhanden. Neuanschaffungen betrafen fast ausschließlich
junge Obstbäume und - seltsamerweise - zwei Mal 24 Model für Zuk-
kerbackwerk. Die sparsamen badischen Beamten schlugen für Rinck eine bescheidene
Pension vor, da man ja nicht wissen könne, wie groß die Einkünfte aus den
neuen Besitzungen tatsächlich sein würden. Aber der Großherzog erklärte, es sei
sein Wille, dem ehrwürdigen fürstlichen Greis den Wechsel der Umstände so wenig
fühlbar zu machen wie möglich und bewilligte eine Jahrespension von 20 000 Fl.
sowie freie Wohnung im Schloß. Ignaz Rinck v. Baldenstein, letzter Fürst von Heitersheim
, hat das Ende seines Großpriorats nur kurz überlebt; er starb bereits ein
Jahr später, am 30. 6. 1807. Ihm folgte, ein knappes halbes Jahr später, der Präsident
von Greiffenegg, der zwar sein großer Gegner gewesen, aber wie Rinck ein
Vertreter der alten Ordnung war. Der kleine Hof rat, der als Greiffeneggs »Notus«

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