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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 26
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die Geheimnisse Heitersheims an die Freiburger Regierung verraten hatte, trat in
badische Dienste, aber er überlebte seine beiden Dienstherren nur um zwei Jahre.

Johann Jacob v. Pfirt-Blumberg war noch viele Jahre der Mittelpunkt seines
langsam aussterbenden Kapitels. Er vertrat die Interessen seiner Confratres gegenüber
dem Deutschen Bund und hielt auch die Verbindung zum Großmagisterium in
Italien aufrecht. Flaxlanden lebte bis zu seinem Tod 1825 auf seiner bayrischen
Komturei Neuburg. Immer bemüht, seinen Orden wieder zu beleben, stand er in
regem Gedankenaustausch mit den vielen ihm befreundeten Staatsmännern und
Ordensrittern. Ittners Andenken lebt in der Kultur- und Literaturgeschichte unserer
Heimat fort. Als hoher badischer Beamter starb er 1825 in Konstanz. Als letzter
Ritter starb 1841 der Komtur Ferdinand Benedikt v. Reinach, der als der Com-
mandeur Reinach eine bekannte Erscheinung im gesellschaftlichen und kulturellen
Leben Freiburgs war.

Den erstaunlichsten Weg ging der Bailli der Ferrette. Zunächst sicherte er sich
die versprochene Entschädigung. Die Karlsruher Beamten, mit den Hintergründen
nicht vertraut, waren erstaunt, daß er mehr als Rinck erhalten sollte, nämlich
27 500 Fl., obwohl doch nicht er, sondern der etwas ältere Freiherr Franz Heinrich
Truchsess der Anciennität nach der nächste Großprior gewesen wäre. Als er außer
dieser enormen Pension, die der Abfindung eines Fürstbischofs entsprach, auch noch
Ersatz für eine angeblich versprochene Rente auf die Grafschaft Bonndorf forderte,
lehnte der Großherzog ab. Aber auch für den badischen Hof war Talleyrands
Freund nicht zu umgehen, und so wurde er 1810 badischer Gesandter in Paris. Er
blieb es bis zum Sturz Karls X., und trog damit Reitzensteins Vorhersage, man
werde dem schwächlichen Herrn die Pension nicht lange zahlen müssen. Er war
zwar so mager, daß Talleyrand ihn den mutigsten Mann von Paris nannte, weil er
es jeden Tag wage, sich von neuem auf die Beine zu stellen, aber noch als 80jähriger
empfing er jeden Abend in seiner Loge in der Pariser Oper die elegante Welt der
Hauptstadt, um dann bis 4 Uhr morgens im Cercle des Etrangers am Spieltisch zu
sitzen. Wie der Komtur in Don Giovanni habe er gewirkt, meinte sein Legationsrat
, der Freiherr v. Andlaw. Auch die Ordensregierung der Malteser konnte offenbar
ohne den vielgewandten Diplomaten nicht auskommen, dessen bewegte Vergangenheit
ihr durchaus bekannt war. So blieb er weiterhin Gesandter des Groß-
magisteriums in Frankreich, und tatsächlich hat er seinem Orden, der unter Besinnung
auf seine eigentlichen Aufgaben allmählich wieder zu einer international
angesehenen Gemeinschaft aufstieg, noch wichtige Dienste geleistet. In Paris ist er
1831 gestorben, und dort liegt der zwielichtige Mann begraben.

Mit ihm und seinen Confratres erlosch eine Generation, über deren Lebensform
die Zeit hinweggegangen war. Daß diese Männer versucht haben, sich mit allen
Mitteln zu wehren, scheint verständlich. Ob die Mittel der Politik heutzutage moralischer
geworden sind, mag eine offene Frage bleiben.

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