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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 37
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0039
das Pariser Direktorium den Kommissar Haussmann an, er solle mit gewohnter
Wachsamkeit alle Bestrebungen des Mainzer Jakobinismus verfolgen, die darauf
ausgingen, im Breisgau die Maximen ihrer Sekte zu realisieren, um diese unglücklichen
Gegenden zu desorganisieren. Es wurde sogar der Verdacht geäußert, daß
England diese Agenten bezahle.

Das Verhältnis der französischen Dienststellen zu ihren Agenten Baßal und
Propst war unwiederbringlich gestört. Für die französischen Stellen hätte kein Anlaß
bestanden, den Regierungsrat Greiffenegg - übrigens zu Unrecht - für die zwei
Jahre zuvor erfolgte Festnahme der beiden lästigen Agenten verantwortlich zu
machen. Doch haben Greiffeneggs Sohn und Münsterpfarrer Galura sicher nicht
ohne Grund die Verhaftung Greiffeneggs mit diesem Vorfall in Verbindung gebracht
. Am 18. VII. 1796 schrieb General Moreau aus Baden dem badischen Außenminister
Baron von Edelsheim, daß er wegen Abschlusses eines Waffenstillstandes
mit „Monsier le Grand Bailli de Lörrach" verhandle. Dieser Waffenstillstand wurde
am 25. VII. 1796 vereinbart. Der Verhandlungspartner Moreaus war Sigismund
von Reitzenstein, markgräflich badischer Landvogt von Lörrach. Der französische
Gesandte Barthelemy hatte in einem Brief an Moreau Reitzenstein als einen „unendlich
schätzbaren Mann" bezeichnet. Reitzenstein, der virtuose Verhandlungsführer
, war nicht gewohnt, völkerrechtswidrige Verletzungen der badischen Neutralität
ohne Widerspruch hinzunehmen. Die Vermutung liegt nahe, daß Reitzenstein
bei seiner Verhandlung mit Moreau sich über die zwei Jahre zuvor erfolgte
Verletzung der badischen Neutralität, die er zu Unrecht dem Vater Greiffenegg
anlastete, beschwert hat. Im kommenden Jahrzehnt wird Reitzenstein, der in zäher
Verhandlung in Paris die Schaffung des badischen Großherzogtums einleitete, der
unsichtbare Gegenspieler Greiffeneggs bleiben, bis 1806 Breisgau und Ortenau als
reife Frucht Baden anheimfallen.

Mitte August 1796 wurde der Regierungsrat Hermann von Greiffenegg in Freiburg
durch französische Beauftragte verhaftet und nach der Festung Pfalzburg
verbracht. Am 23. IV. 1797, wenige Tage nach dem Abschluß der Friedenspräliminarien
von Leoben, kehrte Greiffenegg nach Freiburg zurück.6

Rat und Bürgerschaft der Stadt wußten die widrigen Umstände, denen er durch
seine Verhaftung ausgesetzt war, als patriotische Tat zu würdigen. Greiffenegg
wurde zum Ehrenbürger der Stadt Freiburg ernannt. Von nun an wird der Personalschematismus
des Verlegers Satron, der mit dezenter Diskretion Greiffenegg
für das Jahr 1797 als abwesend bezeichnete, ihn unter der Zahl der Ehrenbürger
der Stadt aufführen. Über seinen erzwungenen Aufenthalt in der Feste Pfalzburg
wurde der Schleier des Vergessens gebreitet. Das traditionstreue Pfalzburg, das seinen
in der Autorschaft vereinten und in Haßliebe entzweiten Schriftstellern Erck-
mann und Chatrian und seinem Bürgersohn, dem General Mouton, dem „Löwen"
Napoleons, Denkmäler setzte, bewahrt keine Erinnerung an den Mann, der acht
Monate lang sein unfreiwilliger Gast war.

Ignaz Speckle, Tagebuch I, 147.

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