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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 90
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0096
zusammengestellt, die Prähistoriker die Friedhöfe der Merowingerzeit. Sie bilden
einen dichten Kranz um den ganzen Schwarzwald und beweisen, daß der Wald
auch in dieser Zeit unbesiedelt geblieben ist. Das Bild ändert sich auch nicht, wenn
wir statt der Namen und der Gräber den Besitz der ältesten Klöster kartographisch
festlegen. Der Besitz von St. Gallen mag als Beispiel dienen: St. Gallen, Lorsch,
Einsiedeln, Murbach und die Reichenau haben um den Schwarzwald herum eine
Fülle von Besitz, im Schwarzwald selbst nichts. Der Schwarzwald bleibt ohne Geschichte
bis um die Jahrtausendwende, und ich frage mich immer wieder, ob die
Besiedelung des Schwarzwaldes wirklich das Thema »Geschichte des Schwarzwaldes
" rechtfertigt, wenn ich an E. Gotheins Satz denke: „Die Besiedelung des
Schwarzwaldes im 11. Jahrhundert war . . . nur die Ausdehnung eines bereits
ringsum bestehenden Wirtschaftssystems auf eine zeither unbenutzte Gegend."

Aber es gibt ja schon eine berühmte ^Historia Nigrae Silvae". Ihr Verfasser ist
Abt Martin Gerbert von St. Blasien. Der erste Band erschien 1783 in St. Blasien,
typis eiusdem monasterii. Angeregt vom Beispiel der Mauriner schrieb er seine
Schwazwaldgeschichte als Beitrag zu einer „historia patriae", einer „Germania
sacra imprimis". Vollständig lautet der Titel „Historia Nigrae Silvae Ordinis
Sancti Benedicti Coloniae". „Wen dieser Titel stört", meint der Abt, „wird sich
bei aufmerksamem Lesen dessen bewußt werden, daß diese Nigra Silva, ein Teil
der sich ehedem weit durch Germanien hinziehenden Silva Hercynia, magis hor-
rida war, ein von der Kultur kaum berührter Wald, bevor die Benediktiner ihn
als coloni angingen, in die bis dahin kaum begangene Wildnis eindrangen und sie
mit ihrer Hände Arbeit allmählich kultivierten und bewohnbar machten". - Offenbar
spricht Gerbert nicht nur für sein Kloster St. Blasien, sondern im Bewußtsein
der Bedeutung und der stolzen Tradition aller Schwarzwälder Benediktinerklöster
- ein Vierteljahrhundert, bevor die Klöster allesamt aufgehoben wurden
und aller Glanz erlosch. - „Silvae nostrae montana" sagt Gerbert gelegentlich, und
hinter diesem „noster" steht der Herr über einen großen Teil des Waldes.

Nichts kennzeichnet den Untergang von Martin Gerberts Zeit wohl besser, als
daß sein Kloster in Kürze der Herstellung von Gewehren diente und dann Spinnereimaschinen
in den alten Räumen hergestellt wurden. Nicht mehr der Abt ist Herr
des Bauern, sondern das Amt, heute das Landratsamt, und das nur halb, denn es
ist ja zur Hälfte kommunale Selbstverwaltung.

2.

Der Schwarzwald hat sich verändert. Der rote Faden von Martin Gerberts
„Historia Nigrae Silvae" ist abgeschnitten, eine Fortsetzung unmöglich. Auch unser
Verhältnis zum Schwarzwald ist ein anderes. Selbst wer beim Anblick des Feldbergs
oder am Titisee gelegentlich daran denkt, daß sie Grenzmarken des sankt-
blasianischen Besitzes waren, oder wer sich vergewissert, welche Bedeutung das
Schwarzwaldtal einmal gehabt hat, das sich vor ihm öffnet, wer beim Namen Wit-
tichen an Kloster, Bergbau und Burg denkt und an die hl. Luitgart, die das Franziskanerinnenkloster
1324 gründete, kann nicht im Sinne Martin Gerberts sagen:

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