Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 149
(PDF, 57 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0155
So dürfte Trudpert in sehr selbständiger Weise, den Ledersack am Rücken, seinen
Weg gezogen sein, den Leuten hin und wieder gepredigt und wie Gallus und
seine Gefährten, die typische irische Glocke aus Eisenblech geschwungen haben, wie
sie wohl von Columban im Münsterschatz von St. Gallen erhalten ist.18

Man könnte ferner eine Romwanderung Trudperts nach der Passio (Pas 358,
Kap 2, Z 1) für diese Zeit bezweifeln, da nach Wattenbach-Levison19 erst die
angelsächsischen Missionare den Auftrag für ihre Tätigkeit in Rom einholen. Die
Vitenschreiber, auch der unsere, halten sie schon für frühe Heilige wie Gregor von
Tour, Corbinian, Emmeran, Trudpert und Ruodpert für unerläßlich. Nach A. An-
genendt (Seite 46) beurteilt heute die Forschung die Frage der Romwanderung vorsichtiger
. Einmal ist die Petrusverehrung nach Th. Zwölfer nicht erst von den Angelsachsen
in Gallien entfacht worden, und zum anderen ist nach Hallinger der Gedanke
der missio Romana älter als Bonifatius. So muß diese Frage offen bleiben,
bis weiteres Material vorliegt.

Eine irische Abstammung von Trudpert und Ruodpert, wie sie die Passio berichtet
, muß, wegen der unirischen Namensbildung bezweifelt werden.20 Darauf haben
unter anderen F. J. Mone, Marcel Beck und Erich Zöllner hingewiesen. Bringt doch
der vorausgehende Satzteil - patrum memoria tradit - einen Hinweis auf die
Überlieferung der Väter, auf eine anscheinend schon verblaßte Kunde. Es darf angenommen
werden, daß Trudpert und Ruodpert, wie die pert-Endung ihres Namens
vermuten läßt, wohl fränkischer Abstammung waren.21 Diese Endung findet
sich in der Passio außerdem bei der Stifterfamilie, dem Edlen Otpert und bei Rampen
, dem abnepos Otperti, wie im zehnten und letzten Kapitel berichtet wird.
Darum dürfte Trudpert ein Wandermönch irischer Observans gewesen sein. Dies
hatte man bei der Abfassung seiner Vita mit irischer Abstammung gleichgesetzt.

Wolf gang Stülpnagel9 nimmt 1965 eine Verbindung Trudperts zu den Vogesen-
klöstern irischer Mönchstradition an (Seite 582), die nicht auszuschließen ist. Ob
das Vorkommen der Wurzel seines Namens Trudo, zu der A. Bergengruen in Adel
und Grundherrschaft im Merowingerreich im Anhang Seite 209 drei Namensträger
in Belgien belegt, einen Zusammenhang in dieser Richtung vermuten läßt, ist
schwer zu sagen und kann nur weitere Forschung allenfalls abklären.

Trudpert hat sich dann einen besonderen Wirkungskreis, ein endgültiges Refu-
gium im Tal des Neumagen unterhalb des Belchen gesucht: congruum locum eius
(Dei) servitium ad implendum reperisset, de quo nullo umquam tempore diebus
vitae suae recedere voluisset (Pas 359, Kap 4, Z 2-3. Original Abb. 2 Spalte 1,
Z 21-26). Damit umschreibt die Passio zunächst eine typische Einsiedlersituation.
Mag sein, daß Trudpert des Wanderlebens müde, älter geworden war - Gallus

18 Rudolf Moosbrugger-Leu, Die Schweiz zur Merowingerzeit, 1971 Bd. B, S. 72, Abb. 134. Sie gelangte 1786
aus der Galluskirche in Bregenz als älteste erhaltene irische Glocke in den Münsterschatz von St. Gallen.
Dazu hier Anm. 2. — Prof, Dr. Johannes Duft, St. Gallen, Irische Einflüsse auf St. Gallen und Aleman-

nien, S. 4—17, 17.

19 "Wittenbach — Levison, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter, 1952, I, S. 145.

20 Pas 357, Kap 2, Z 21: . . . qui ex Hibernia insula orti . . .

21 Vgl. M. Mitterauer, Karolingische Markgrafen im Südosten. AÖG 123. Bd. 1969, Register. Friedrich
Prinz, Frühes Mönchtum im Mittelalter, 1965, S. 395. Freundl. Hinweis von Dr. Gertrud Sandberger,
München.

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