Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 156
(PDF, 57 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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der Heilige habe drei Tage und drei Nächte gebraucht, um die Sintlazau (Reichen
au) von Schlangen und Ungetier zu reinigen, und habe den Grund in weiteren drei
Tagen gerodet. In dieser Dreizahl liegt ein legendärer Symboltopos vor, von dem
nicht ohne weiteres eine genauere zeitliche Angabe abzulesen ist.

Dieser Dreierrhythmus findet sich interessanterweise auch zweimal auf dem
Griff dieses Bronzeschlüssels vom „Dreherhof" im Münstertal Abbildung 1 (vgl.
Anm. 11 Seite 80, 81). Schon bei germanischen Gräbern ist die häufige Beigabe von
drei Pfeilspitzen aufgefallen. In der altägyptischen Hieroglyphenschrift bedeutet
die Dreizahl die unbegrenzte Vielzahl.

Für das carne in saeculo, mente tarnen in caelo besitzt Trudpert noch nicht die
notwendige Ausgewogenheit. Mit seiner Einstellung verbinden sich ältere irischstrenge
Züge, die noch in den Anfang des 7. Jahrhunderts passen und im Grunde
dann zu seiner Ermordung führen. Immer voll Eifer, Gott zu dienen, ist er asketischstreng
gegen sich selbst trotz der schweren Arbeit, die er sich und den anderen
abverlangt: Er selbst pflegte immer am Abend mit soviel wie nötig sich notdürftig
am Leben zu erhalten,37 was der Mönchsregel des Iren Columban, t 615, entspricht,
die neben Gebet und Gottesdienst schwere körperliche Arbeit verlangte, täglich nur
eine Mahlzeit gegen Abend erlaubte und jeglichen Fleischgenuß untersagte. Bei
kärglicher Verpflegung fangen die Leibeigenen an, sich von der Arbeit zu drücken:
Er flehte täglich die unwilligen Männer an, sie möchten das gewohnte Werk nicht
aufgeben und bewilligt ihnen für dauernd ein Mittagessen, damit sie nicht ermüden
.38 Dieses Spannungsverhältnis bei der Arbeit kann von Seiten Trudperts letztlich
nicht abgebaut werden.

So haßt man mit der Zeit den übereifrigen, asketischstrengen Mönch mit der eigenartigen
irischen Tonsur, die den Kopf vorn bis zur Scheitelmitte glatt rasiert zeigt,
auch als fremden Eindringling und als Veränderer eines üblichen Sklavenlebens,
das in die Isolation der Wildnis führte. Schon vor Ablauf von drei Jahren findet
sich einer der Unzufriedensten, der dem heiligen Manne, im aufgestauten Affekt,
meuchlings: im Schlaf mit einem schnell ergriffenen Beil die Schläfe durchschlägt
und die Axt im Gehirn stecken läßt.39 Die ganze Szene ist im Geschmack der Zeit
zur religiösen Erbauung dargestellt und ausgemalt: Als er von der mittäglichen
Arbeit ermüdet auf seiner Bank etwas auf der rechten Seite lag und mit der Rechten
den Kopf stützte, die Glieder dem Schlafe hingegeben.40 Ein unschuldiges
Lamm des Herrn, das nichtsahnend auf der Schlachtbank liegt. So drängt es sich
auf. - So beschreibt es die Vita.

37 Pas 359, Kap 5, Z 32, 33: sibi tantummodo vespertinum et hunc exiguum victum Semper servare solebat.
Abb. 3 Original Sp. 2, Z 11 14.

38 Pas 359, Kap 5, Z 29 32: servi qui sibi erant commissi tantum subire laborem Einschub dedignari -
paulatimque illi contrarii coeperunt existere. Beatissimus vero Dei famulus ingratos viros cottidie, ut opus
assuetum non omittercnt, exortans, meridianum prandium assidue . . . Rasur von zwei Worten . . ., qua-
tenus in opere non lassescerent, illis constituens, . . . Abb. 3 Original Sp. 2, Z 2 11.

3!) Pas 360, Kap 5, Z 10 12: unus e supradictis germanis arrepta securi virum Dei dormientem in timpus
percutiens, cerebro infixam securem relinquens, fugit.

40 Pas 360, Kap 5, Z 8 10: meridiano labore fatigatus, cum in scammo suo aliquantulum dextro in latere
iaccns dextraque manu caput excipiens, membra sopori dedisset, . . .

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