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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 394
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0400
Orth, wo dermahlen noch etliche wenige Überbleibsel von der alten Veste und
Burg Scherzingen zu sehen sind und hat auch vielleicht das heutige Dörflein Scherzingen
dazu gehört." - Auch der sanktpetrische Abt Philipp Jakob Steyrer5, der
wiederholt einen Spaziergang zum „Bürgle" unternommen hat, kann in seinem
Ulrichsbüchlein berichten: „Das Frauen-Closter, welches der H. Ulrich zu Bollsch-
weyl gestüfftet hat, wurde anno 1115 von Gerald Grafen zu Schertzingen, in sein
Allodial- oder eigen / und freyes Gut, Seiden genannt (so eine halbe Stund von
Bollschweyl, und eine von dem Priorat St. Ulrich ligt), übersetzt. DisesGut schenkte
Er dem Closter; Er hatte allda auch ein Schloß, Hesse aber vorher solches abbrechen.
Vid. P. Mabillon in Annal. Ord. S. Bened. Tom. 5 pag. 694. Dises Schloß ist glaublich
dasjenige gewesen, von welchem man noch auf dem nächst gelegnen Berg
(Bürgle genannt) alte Mauren sihet; Dann das lateinische Wort Castellum, wie es
Pontius Abbt von Cluniac, 1. c. nennet, kommt mit dem Deutschen, Bürgle, über-
eins."6

In „Amtliche Kreisbeschreibung, Freiburg im Breisgau, Stadtkreis und Landkreis
", Band II, Zweiter Halbband, 1032, wird ohne Nennung einer Quelle gesagt:
„Dem Edelfreien Gerold von Scherzingen wurde seine Burg bei Sölden in den
Kämpfen des Investiturstreites zerstört, vermutlich von der Partei der im Breisgau
vordringenden Zähringer." Wie dem auch immer sei, Zweck der Errichtung und
Ursache des Unterganges der Burg wird wohl nie eindeutig geklärt werden können.

Mit Forstwart Erwin Hoch, Sölden, versuchte ich am 3. Januar 1973 anhand der
noch mit einiger Wahrscheinlichkeit auszumachenden Mauerverläufe die Burg zu
vermessen. Es scheint noch möglich zu sein, die Länge der äußeren Burgmauern zu
bestimmen. Auf einem etwa 10 Meter langen mächtigen Felsenkamm, der überdies
Gemarkungsgrenze zwischen den Gemeinden Wittnau/Biezighofen und Sölden ist,
scheint auf der vorderen Felsenkante das Mauerwerk aufgesetzt zu sein. Rings um
den Felsen sind noch zahlreiche Mörtelreste zu finden.

Die Südmauer mißt 22,50 Meter, die Westmauer ebenfalls 22,50 Meter, die
Nordmauer dagegen nur 16 Meter. An der Ostseite läßt sich mit einiger Phantasie
ein Burgtor vermuten. Die verwundbaren Stellen der relativ kleinen Höhenburg
waren durch Gräben geschützt. Nach Westen und nach Osten sind sie leicht auszumachen
. Der Burggraben nach Westen verläuft in einer Entfernung von 16,50 Metern
vom mittleren Felsen, der Graben nach Osten dagegen ist vom Felsen 20 Meter
entfernt. Nach Norden zu ist der Schutz durch den steilen Abhang gegeben,
ebenso nach Süden.

„Alte Mauren", wie Abt Steyrer sie vor 225 Jahren noch sehen konnte, sieht
man heute nicht mehr. Wohl aber konnte ich in meiner Kindheit noch weit mehr
Uberreste als heute entdecken. Ein größerer Mauerklotz liegt noch im Areal, dazu
verschiedene kleinere. Die Festigkeit des Mörtels ist beachtlich. Auch heute noch
sind Hohlräume unter eingestürztem und mit Buchen bestandenem Mauerwerk
auszumachen.

In rund 300 Meter Entfernung hangabwärts wurde in den Jahren 1966/70 das
Wittnauer Schützenhaus gebaut. Bei einer Erweiterungsmaßnahme legte der Bagger
1972 einen stattlichen, gut erhaltenen mannshohen Stollen frei, der auf den
Burgfelsen zuläuft, aber schon nach nicht ganz 20 Metern endet. Ein weiterer Stol-

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