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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
94/95.1976/77
Seite: 406
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1976-77/0412
nachbartes Traufhaus, mit einem Balkon über der Haustüre an der Giebelseite.
Ein Raum des Erdgeschosses zeichnet sich durch eine wertvolle Stuckdecke aus, deren
Bandelwerk vom Stil her in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts eingeordnet
werden muß. Dieses alte Merzhauser Pfarrhaus soll jetzt dem geplanten Neubau
einer Sonntagskirche, die neben der bisherigen Pfarrkirche errichtet werden wird,
weichen.

Johann Käfer (Johannes Kefer), den die Verantwortlichen 1771 als Sachverständigen
und Bauleiter nach Merzhausen holten, hatte sich aus fürstenbergischer
Leibeigenschaft entlassen lassen; er gehörte seit 1761 der Bauzunft zum Mond in
Freiburg als „Maurer und Steinhauer Von Donaweschingen gebürtig" an.2 1764
Werkmeister genannt, baute er 1765 in Waldkirch das Neue Amtshaus, und zwar
nach Riß und Überschlag des Freiburger Zunftmeisters Joseph Hirschbihl, den
man auch als Baumeister der Merzhauser Pfarrkirche nachweisen kann.3 Aus einem
Streit mit dem Kloster St. Gallen „in puncto des Ebringer Hofbaues" (= Haus zur
lieben Hand in der Löwenstraße; heute zur Musikhochschule gehörig) geht hervor,
daß Johann Käfer 1769/70 auch bei der Errichtung des St. Galler Stadtquartiers
in Freiburg tätig gewesen sein muß. 1771 bezeichnete er sich in Merzhausen als
„Minster werck Meister". Johann Käfer starb 1775 im Alter von 42 Jahren und
wurde im Freiburger Münster beigesetzt.

Wegen spärlich fließender Quellen kann ich über die Baugeschichte des Pfarrhauses
vor 1771 wenig aussagen. Lediglich die erhaltene Stuckdecke in der alten Wohnetage
zeugt von Baumaßnahmen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ob
diese mit einem Pfarrhausneubau oder ebenfalls nur mit einem Umbau eines noch
älteren Gebäudes zusammenhingen, läßt sich ohne Untersuchung des Mauerwerks
nicht mehr bestimmen. Die stilistischen Eigenheiten der Bandelwerk-Stuckdecke
weisen jedoch auf die Beschäftigung des Freiburger Stukkateurs und Baumeisters
Franz Joseph Vogel4 hin. Er darf - obwohl die Tätigkeit der barock arbeitenden
Stukkateure im vorderösterreichischen Breisgau noch nicht systematisch erforscht
worden ist - aus guten Gründen als Freiburger Hauptstukkator der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts gelten. Daß er auch als Bauunternehmer arbeitete, könnte
den Gedanken an eine entsprechende Verpflichtung nach Merzhausen unterstützen.
Als Franz Joseph Vogel am 25. September 1709 sein Einkaufsgeld an die Freiburger
Stadtkasse entrichtete, wurde ausdrücklich protokolliert, daß er nur deshalb als
Stukkator und Bürger aufgenommen werde, „weillen Er ein Musicandt und Er
versprochen, sich in dem Münster ahn sonn- Und FeirTägen auf der Musik Brauchen
zu laßen". Seine Herkunft und den Beruf nennt das Protokoll der Bauzunft
zum Mond: „Von Wettenhausen aus Schwaben ein Ipser Und maurer". Friedrich
Thöne präzisierte diese Angaben: „Geboren 1684 in Wollishausen bei Günzburg".5
Für die Kunst Franz Joseph Vogels sprechen nicht nur Stukkaturen in Freiburger
Häusern; er ist auch bei klösterlichen Auftraggebern ein begehrter Kunsthandwerker
gewesen. Arbeiten sind u. a. nachzuweisen in den Pfarrkirchen Wiehre und
Ebnet, im Kapitelhaus der Abtei St. Peter, im Kloster Ettenheimmünster, im
Bonndorfer Schloß (in dem er für die Abtei St. Blasien Stuck-, Maurer-, Gipserund
Bildhauerarbeiten zu fertigen hatte), in der Klosterkirche Oberried, in den
Klostergebäuden und in der Nikolauskapelle zu St. Märgen. Ein kleiner Hinweis

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