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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0050
Überleitung zum zentralen Abschnitt (Abb. 3): Im weiteren ist beschrieben, wer
das Geschütz, seine Funktion und seinen Gebrauch als erster erfunden hat, und auf
welchem Wege er das erfand, das findest du im folgenden Kapitel beschrieben.

Text:

Geschütz, Funktion und Gebrauch, wie es die Büchsenmeister fragen beschreiben,
hat ein Meister erfunden, der der Schwarze Berthold genannt wurde. Er ist ein
Nigromant Alchemist, Metallurg) gewesen, der sich auch mit der großen Alche-
mie (der Transmutation der Elemente) befaßte. Diese Meister (der Metallkunde)
gehen vornehmlich mit wertvollen, teuren und meist an Höfen gebrauchten (hovelich
) Gegenständen aus Edelmetallen um, mit Silber, Gold und entsprechenden
Metallen. Diese Meister können Silber und Gold von den übrigen Legierungsbestandteilen
abtrennen und wertvolle Edelmetallegierungen herstellen. So versuchte
der Meister Berchtold bei hohen Temperaturen Gold (färbe) herzustellen, wozu er
ein Gemisch von Salpeter, Schwefel, Öl und Blei benutzte ...

Im Vergleich mit dem Originaltext mag die Übertragung sehr frei erscheinen. Sie
ist es jedoch nicht, da adäquate Begriffe der modernen Sprache benutzt wurden.
Damit verliert der Text das scheinbar Naive. Das Scheiden von Gold und Silber
mittels Salpetersäure war damals noch relativ jung und deshalb bemerkenswert.
Die Agenden stellte der Metallurg selbst her, besonders Salpetersäure. Berthold
scheint versucht,zu haben, die Grundsubstanz Salpeter direkt mit der Urmaterie
Blei umzusetzen. Das Wort Goldfarb ist kaum identisch mit Goldlegierung, denn
diese erhielt man durch einfaches Erschmelzen der Komponenten. So ist es wahrscheinlicher
, daß es sich dabei um Transmutationsversuche gehandelt hat. Der spätmittelalterliche
Metallurg, der sich speziell mit der Chemie der Metalle befaßte,
war von der Berufsrichtung und Problemstellung her gezwungen, sich mit den Fragen
nach der stofflichen Natur der Metalle und ihrer Legierungen zu befassen. Der
Begriff des chemischen Elementes existierte zu jener Zeit noch nicht.

Nach einem von dem Domherrn Felix Hemmerlin (Malleolus) um 1450 im Dia-
logus de Nobilitate et rusticitate geschriebenen Bericht, der sinngemäß dem obigen
zentralen Abschnitt völlig entspricht, ihn aber nicht als Quelle benutzt, war Berthold
ein scharfsinniger, allgemein bekannter Alchemist. Damit ist die im Text genannte
Bezeichnung Nigromant als synonym mit Alchemist zu setzen. Verstärkt
wird dieser Zusammenhang durch die Handschrift 1481 a Nürnberg, in deren zentralem
Abschnitt das Wort: Nigromant ersetzt ist durch Magister in artibus - Meister
der freien Künste (11).

So sagt der zentrale Abschnitt durch seine eingehende Beschreibung aus, daß
Berthold ein Alchemist der Arbeitsrichtung Metallurgie gewesen ist. Diese Tatsache
aber zeigt ein völlig neues Bild des Meisters, das man folgendermaßen abgrenzen
kann: Der profane Alchemist und Meister der Metallkunde Berchtoldus
niger erfindet im Zeitraum von 1373-75 Steinbüchse und Dreikomponentenpulver.
Er bildet offensichtlich andere Meister in dieser Kunst aus und befaßt sich ab
1374-75 mit der Erarbeitung der Salpeter- und Pulverchemie. Anfänglich läßt er
tubenförmige, konische und kurze Läufe gießen, verläßt sie jedoch zugunsten der
zylindrischen Form, ein Zeichen dafür, daß er auch weiterhin die Waffenentwick-

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