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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0054
Berthold Anklitzen als Konstantin in ein Kloster eingetreten sein: Schreiber läßt
diese Frage offen. Bei näherer Betrachtung jedoch scheint sie der Wahrheit am
nächsten zu kommen!

Denn Berthold hat während eines Zeitraums von acht bis zehn Jahren, etwa von
1372 bis 1380 als weltlicher Meister seine Arbeiten an Geschütz und Pulver durchgeführt
. Unter seinen Fachgenossen, aber auch unter dem Volk hat er sich so den
Beinamen niger erworben. Wenn dies zutrifft, dann muß er den bürgerlichen Namen
Berthold besessen haben. Hätte er, wie Pancirollus angibt Konstantin Anklitz
(en) geheißen, so müßte er als Konstantin niger in das Bewußtsein seiner Zeitgenossen
gedrungen sein. Nirgendwo aber in der sehr vielfältigen chronistischen
Literatur erscheint diese Bezeichnung. So ist der Vermutung Schreibers tatsächlich
der Vorzug zu geben, wonach Berthold Anklitzen, genannt niger, als Konstantin
in ein Kloster eingetreten war. Denn das geschah nach allem, was wir jetzt wissen,
nach seiner Erfindungstätigkeit.::")

Wie aber kam Pancirollo auf den Namen Konstantin Anklitzen? Man kann nur
vermuten, daß seine nicht bekannte Quelle eine kirchliche gewesen ist, in der Berthold
unter seinem gewählten klösterlichen Vornamen und seinem Familiennamen
Anklitzen geführt wurde, wie das noch heute der Brauch Ist. Sicher aber hat Pancirollo
über eine Quelle verfügt, die mit den deutschen Quellen jener Zeit nicht in
Zusammenhang stand. Umso wertvoller erscheint sie, umso glaubwürdiger dürfte
der Hinweis auf seinen Namen und seinen Heimatort sein.

3. Der Lebensort

Berthold wird seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert als nichthistorisch erklärt,
weshalb auch die Frage nach seinem Lebensort niemand mehr interessiert hat. Nur
ein Bearbeiter, Hans-Jürgen Rieckenberg, glaubte, einen Konstanzer Mönch, Berthold
von Lützelstetten, mit dem Pulvererfinder identifizieren zu können. Seine
Studie erschien 1954 (18). Aber nach allem, was wir bis jetzt sicher wissen, hat Berthold
nicht um 1300-1325, wie Rieckenberg annimmt, sondern zwei Generationen
später gelebt. Das „Meersburger Geschütz", auf das sich Rieckenberg bezieht, war
ein wahrscheinlich aus Italien eingeführtes, von den Bayern benutztes Flaschengeschütz
, wie es schon 1331 bei Kämpfen um Cividale/Friaul verwendet wurde.

Nachdem H. Hansjakob in dankenswerter Weise mehrere irrtümlich benannte
„Lebensorte" des „Erfinders" bereinigen und dies belegen konnte, verbleiben nur
drei Orte, die in Frage kommen könnten: Werau/Schlesien, Prag und Freiburg.
Weder Prag noch Werau spielen in der Waffengeschichte auch nur die geringste
Rolle. Inzwischen konnte klargestellt werden, daß es sich bei Prag um den Hinrichtungsort
handelte. Aber Werau? War es der Inhaftierungsort? Oder hatte Berthold
- und diese Frage muß gestellt werden - seine letzten Jahre als der Mönch
Konstantin dort zugebracht, weit entfernt von seiner Tätigkeit und Heimat, um

* Anm.: Schreibers Angabe, der Rechtsgelehrte Stephan Forculatus aus Toulouse hätte ebenfalls Freiburg als
Erfindungsort genannt, trifft nicht zu. Hansjakob hat die Stelle bei Forculatus überprüft und nichts derartiges
gefunden.

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