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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0070
Zum Bestand an Bischofsfiguren von Sellingers Hand gesellt sich ein weiteres
Stück aus Uberlinger Privatbesitz hinzu. Mein Freund Manfred Hermann entdeckte
1976 die aus dem Züricher Antiquitätenhandel erworbene kleine Statue bei
Restaurator F. Heinzler in Sigmaringen-Laiz. Form des Bischofsstabes, Dekoration
von Mitra und Chorrock, der über den Unterarm zurückwallende Chormantel,
Form und Kartusche des Sockels sind in ihrer derben Ausarbeitung so charakteristisch
, daß es nicht schwerfällt, den kleinen, nur mit einem Evangelienbuch gekennzeichneten
Bischof (St. Nikolaus?) in die Schaffenszeit J. B. Sellingers der
60er Jahre des 18. Jahrhunderts einzuordnen.

In der originalen Zusammenstellung präsentieren sich seit 1978 wieder die Statuen
des Bischofs St. Blasius und des Märtyrers St. Sebastian am Bruderschaftsaltar
der Pfarrkirche Freiburg-Kappel im Tal.2S Als 1754 die drückendsten Schulden
des Neubaues der St. Peter- und Paulskirche bezahlt waren, erlaubte es die
entspannte finanzielle Situation, neue Altäre anzuschaffen.29 Dem „Schreiner von
Kirchzarten" fiel 1755 die Aufgabe zu, einen Seitenaltar als neuen Rahmen für das
feine Gnadenbild aus der Freiburger Wydyz-Werkstatt zu schaffen.30 Marienbruderschaft
der Pfarrei und Deutschordenskommende Freiburg teilten sich danach
1759 die Aufwendungen für Farbfassung und Dekoration des Barockaltars mit
Oberbild und Figuren der heiligen Blasius (Blasiustag = Anniversartag der Bruderschaft
) und Sebastian.31 Die attributtragenden Engelskinder und applizierten
Schnitzereien sind*ebenfalls Werke J. B. Sellingers, die durch die Rechnungsbelege
jetzt auf das Jahr 1759 datiert werden können.

In der Reihe der eigenartig vergröberten späten Arbeiten unseres Bildhauers
fügt sich die Johann Nepomukstatue vor der Schloßmühle in Alt-Simonswald32
ein. Ursprünglich an der Brücke der Dorfstraße zur Kirche postiert, rückte man
nach dem 2. Weltkrieg die Figur mitsamt geschweiftem Sockel, Kartusche und Stifterinschrift
„DIVO JOANNI NEPOMUC: HOC MONUMENTUM PROCU-

RAVIT A: DM: REVER: D:D: IOANNES MICHAE . . S IOE____Z A.D.

MDCCLXV" (1765) an ihren jetzigen Platt.33 Der Stifter ist nicht Ortspfarrer gewesen
, denn während des Jahres 1765 amtierte dort ein Pfarrer Johann Georg
Duffner (1757-1772).34 Insgesamt wirkt der Simonswälder Brückenheilige wie eine
Wiederholung des Krozinger Vorbildes;35 er scheint jedoch deutlich gealtert zu sein.
Spielte J. B. Sellinger auf sich selber an? Johann Nepomuk, zwar immer noch dekorativ
in sellingerscher Manier gearbeitet, beeindruckt nicht mehr durch männlichstolze
Haltung; in Alt-Simonswald neigt er sein Haupt liebevoll zum Kreuz und
versenkt sich in die Leiden Christi.

Eine Spur zu elegant wirkt hingegen der steinerne Johann Nepomuk an der
Portalwand vor der Pfarrkirche St. Cyprian in Kappel am Rhein bei Lahr. „DER
EHRE GOTTES GEWEIHT von DR. VITUS BURG BISCHOF v. MAINZ
1829" verkündet eine Inschrift am Sockelfuß. Seit 1809 wirkte Pfarrer Burg (1768
bis 1832) als Seelsorger in Kappel a. Rh. Landbekannt als Unterhändler der badischen
Regierung beim Vatikan zur Gründung des Erzbistums Freiburg, wurde er
1827 zum Domdekan in Freiburg und 1829 zum Bischof von Mainz erwählt.36
Seinen großen, 1828 vollendeten Kirchenneubau in Kappel a. Rh. sah Burg als

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