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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0131
Wurde das Haus „zum Walfisch" in Freiburg als
Stadtresidenz und Alterssitz Kaiser MaximiliansL erbaut?

Von Hans Schadek

Der in der Literatur immer wieder begegnende Hinweis, Kaiser Maximilian habe
sich 1516, in der Absicht, seinen Lebensabend in Freiburg zu verbringen, durch
seinen Schatzmeister Jakob Villinger das Haus „zum Walfisch", Teil des heutigen
Sparkassengebäudes, als Alterssitz bauen lassen, geht auf den Freiburger Stadtarchivar
Peter Paul Albert zurück. Albert, der diese, wie sich zeigen wird, nicht
ganz unbegründete These in dem von ihm herausgegebenen Band „Freiburger Bürgerhäuser
aus vier Jahrhunderten" aufgestellt hat, beruft sich dort auf Erasmus
von Rotterdam, der in einem Schreiben an den Nürnberger Humanisten Willibald
Pirkheimer vom 9. Mai 1529 das Haus, das Erasmus seit Anfang 1529 bewohnte,
als aedes regias Maximiliano extructas pro senectutis suae nido bezeichnet
haben soll.1 Zitat, Quellenangabe und die daraus abgeleiteten Folgerungen sind
lange Zeit nicht nur von Heimatforschern unbesehen übernommen worden. Erst
Clemens Bauer hat entdeckt, daß das Zitat nicht stimmt, daß es in dieser Form bei
Erasmus nicht vorkommt. Im Brief an Pirkheimer heißt es nämlich nur, der Rat
der Stadt habe Erasmus ein fürstliches Haus zur Verfügung gestellt, das für Kaiser
Maximilian gebaut, aber nicht vollendet worden sei (dederunt aedes regias et Maximiliano
extructas, sed imperfectas).2 Und auch in anderen Briefen spricht Erasmus
immer nur davon, daß das von ihm bewohnte Haus für Maximilian bestimmt gewesen
sei - von einer Funktion dieses Hauses als Alterssitz des Kaisers, von einer
Absicht Maximilians, seinen Lebensabend in Freiburg zu verbringen, berichtet er
nirgends.3

Wie aber erklärt sich dann Alberts seltsames Erasmus-Zitat? Die Lösung des
bislang ungeklärten Rätsels ist recht einfach. Im Sachregister zu den Erasmus-
Briefen4 findet sich unter dem Stichwort „Freiburg, Haus zum Walfisch" ein Hinweis
auf die Erasmus-Biographie des aus Schlettstadt gebürtigen Humanisten
Beatus Rhenanus, die im ersten Band der Brief-Edition von allen Aufnahme gefunden
hat.5 Die Biographie ist in der Form einer an Kaiser Karl V. gerichteten
Dedikationsepistel gehalten. Sie erschien 1540 als Vorwort zu der von Froben in
Basel herausgegebenen Gesamtausgabe der Erasmuswerke.6 Uber den Freiburg-
Aufenthalt des Erasmus berichtet Beatus Rhenanus nur kurz. Dort heißt es u. a.:
Friburgi primum in aedibus Ulis magnificis habitavit, quas avus tuus divus Maxi-
milianus pro senectutis suae nido per lacobum Villingerum suae Maiestatis
a thesauris parari quondam sibi iusserat.7 Beatus Rhenanus also und nicht Erasmus
berichtet von Maximilians Auftrag an Jakob Villinger, ihm in Freiburg einen
„Ruhesitz für sein Alter" einzurichten. P. P. Albert hat diese Nachricht, die ihm

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