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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1979/0142
verwiesen. Die Themen bzw. Uberschriften: „Belohnter Edelsinn", „Ein Mittel
reich zu werden", „Das Bankerottmachen", „Verbrecherische Unterhaltung, deren
Folgen", „Sage nicht alles, was du weißt". In der Einleitung zu diesem Part hatte es
u. a. geheißen: „Wer das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden weiß, entspricht
jeder billigen Erwartung". In diesem Sinn sind hier auch entsprechende
Anekdoten zusammengestellt, das Utilitaristische, Platte und Dickaufgetragene
überwiegen und bestimmen so weitgehend dieses Genre. Von Hebels Hausfreund
ist literarisch wenig und dichterisch eigentlich nichts geblieben.

In der abschließenden „Unterhaltung für die Jugend" ist in ziemlich umständlicher
Art und Weise vom Ubertragen der Pflanzenblätterformen mittels Kienruß
auf Papier die Rede. - Ein „Verteutschungs"-Alphabet findet sich am Heftende
mit der Schlußbemerkung: „Eine solche Verteutschung wird jedem Hefte nur so
lange angehängt, bis ein Wörterbuch selbst mitgetheilt werden kann ..."

Dazu kam es freilich nicht. Nicht einmal das erste Semesterende wurde erreicht.
Das Unternehmen war, wie nicht anders erwartet werden konnte, an der allzu
optimistischen Hochrechnung des Herausgebers gescheitert. Das wirklich lesefreudige
Publikum verfügte schließlich auch bereits in jenen Jahren über andere rivalisierende
Texte, Leihbibliotheken und Lesegesellschaften miteingeschlossen. Und
auf dem flachen Lande hatte man doch vorwiegend anderes zu tun. Die mitangesprochene
Geistlichkeit mochte zudem in der häufigen Ineinsetzung der Religion
mit so vielem andern gleichwertig Behandelten eine latente Gefahr für ihre angestammte
Priorität erblicken.

Doch der Versuch an sich ist faszinierend genug, daß man sich seiner erinnert.
Fortbildungstendenzen in einem Frühstadium, in manchem schon parallel zur
Frühindustrialisierung. Drei Hefte und nicht mehr. Ein Kuriosum, geradezu ein
Unikat, wenn man so will. Der engagierte Kreisrat Faller hatte gewiß allerlei Erfahrungen
gehabt, hatte sich auch viele Gedanken gemacht, vielleicht zu viele und
zu komplizierte. Er war von seinem Vorhaben derart engagiert, daß er schon nicht
mehr den realen Boden sah. Ein verhinderter Buchhändler und Verleger, ein Bürgerfreund
und Schöngeist in nuce dazu, ein zu massiver Theoretiker oder gar ein
bloßer Theoretiker, der scheitern mußte, weil vieles in der Praxis sich doch anders
ergab.

ANMERKUNGEN

1 Bd. II: Die Formenwelt, Stuttgart 1972, S. 27.

2 Titel wohl in keinem näheren Zusammenhang mit dem Mainzer „Bürgerfreund" von 1792/93. — Ihr Untertitel
: „Eine Zeitschrift zur Förderung der höheren Ausbildung des Bürgers in Stadt und Land"; ihr
Impressum: „Freiburg im Breisgau, 1839. Druck der Fr. Wagnerischen Buchhandlung und Buchdruckerei."

3 Begründet von Friedrich Lautenschlager, Bd. 6: Personengeschichtliche Literatur, bearb. von Werner Schulz,
1973.

4 Bearb. und hg. von einer Gesellschaft von Gelehrten und Vaterlandsfreunden. Karlsruhe 18472.

5 Diese reichen „Von seinem Jugendalter an bis zur Pensionierung im Staatsdienste . . ." 72 S., vgl. Lautenschlager
, wie Anm. 3.

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