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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1980/0121
den von den Vertretern des badischen Weinbaus gefordert. Müller schrieb dazu in
seiner Denkschrift an die Stadt Freiburg 1919:

„Die Schaffung eines Weinbauinstituts steht mit dem stärkeren Umsichgreifen der Reblaus nur in
einem losen Zusammenhang. Nicht die Reblausseuche, sondern die Peronosperakrankheit verursacht
uns die Millionenschäden, weil die Winzer eben doch nicht eingehend genug mit der Unter
drückung dieser Krankheit vertraut sind ... Wir stehen den Krankheitserregern ... heutzutage
nicht mehr, wie bis vor kurzem, ziemlich ohnmächtig gegenüber. Wir wissen jetzt, daß man selbst
in ungünstigen Jahren nahezu so viel Erträge erhalten kann, wie in günstigen, wenn man nur einen
neuzeitlichen Weinbau und neuzeitliche Schädlingsbekämpfung betreibt. Wir haben in Baden Wein
güter, die in schlechten Jahren 84 % von dem herauswirtschaften, was sie in guten Jahren erhielten,
während das Land Baden in schlechten Jahren nur 37 °/o von dem erntete, was es in guten Wein
jähren bekam. Mit anderen Worten: Ein neuzeitlicher Weinbau ließe die Erträge des Landes ganz
gewaltig steigern und würde die Lust und Liebe der Winzer zum Weinbau wieder heben . . . Die
Vertreter des badischen Weinbaus stehen darum nach wie vor auf dem Standpunkt, daß eingehende
Forschung und Belehrung, wie sie nur in einem besonderen Institut möglich ist, für den badischen
Weinbau ein dringendes Bedürfnis ist.. .104

Ferner war vorgesehen das „Studium der badischen Rebsorten und Anlage eines
Sortiments, die Züchtung neuer Rebsorten mit größerer Krankheitswiderstandsfähigkeit
, der Anbau neu gezüchteter Sorten .. . und auch empfehlenswerter Sorten
anderer Züchter, Beobachtung der Eigenschaften dieser Reben und Prüfung der
daraus erzielten Weine, Anbauversuche ausgewählter Sorten in verschiedenen Teilen
des Landes unter verschiedenen klimatischen Bodenverhältnissen, Vermehrung
der heimischen Rebsorten durch Samen und Selektion der Pflanzen, Selektionierung
ertragreicher Reben der verschiedenen Landesteile, Vermehrung und Abgabe von
besonders fruchtbaren Stöcken. Herstellung veredelter Reben (. . . Durlach), vergleichende
Anbauversuche mit gepfropften und ungepfropften Reben, Untersuchungen
über die Gärungsorganismen und Krankheitserreger der Weine." Ein umfangreiches
Programm, das mit Aussicht auf Erfolg nur von einem Entscheidungszentrum
gesteuert werden konnte, sollte es nicht versanden.

Die Lösung der Hybridenfrage und der Einführung der Pfropfrebe wurde in
den nächsten Jahren (1924) in Baden einer ersten Lösung im größeren Umfange
nähergebracht, d. h. die Anpflanzung bestimmter Hybriden und die Umstellung
auf Pfropfreben freigegeben. Große Widerstände waren zu überwinden, da man
durch die Einführung der Pfropfrebe eine Qualitätssenkung befürchtete. Helmut
Becker hat darauf nachdrücklich hingewiesen. Dümmler hat sich zu beiden Problemen
1924 ausführlich geäußert.105 Eine gezielte Arbeit in der Rebenzüchtung, Rebenveredlung
und Hybridenüberprüfung trat neben die Arbeit am Gesamtkomplex
Rebschädlingsbekämpfung.106 Dümmler wurde mit zu diesem Zweck 1922
nach Freiburg versetzt, um als Fachmann in Fragen der Rebenveredlung in Freiburg
tätig zu sein.

Eine straffe Unterstellung aller Anstalten des Komplexes Badisches Weinbauinstitut
innerhalb und außerhalb Freiburgs in Baden war dringend notwendig und
wurde auch erreicht. Ein Fehler, der Mangel einer Untergliederung in Abteilungen
in Freiburg, wirkte sich sehr ungünstig aus, er konnte 1928 durch das Ministerium
bereinigt werden. Die personelle und aufgabenmäßige qualitative und quantitative
Verbreiterung der Arbeit verlangte diese Kammerung, um den reibungslosen Ablauf

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