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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 323
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1982/0325
Gibt es einen Dritten Barock in Freiburg?

Von

Walter Vetter

Das Thema dieses Beitrages mag in zweierlei Hinsicht überraschen: Einmal ist er
in einer Festschrift für einen renommierten deutschen Historiker zu finden und
zum anderen setzt er voraus, daß der Begriff des Dritten Barock unumstritten ist
und es nur darum gehen kann, die Anwendung dieses Stilbegriffes auf Bauten in
der Stadt Freiburg darzulegen.

Zu diesen Einwänden mag festgestellt werden, daß sich der Autor gerne der
ersten grundlegenden und fruchtbaren Gespräche erinnert, die zum Thema Historismus
und Dritter Barock in den Wohnungen von Franz Schneller und Friedrich
Hefele in den frühen 50iger Jahren geführt wurden. Teilnehmer waren damals
auch der Baukünstler Josef Schlippe und der Kunsthistoriker Kurt Bauch. Der
Archivar und Historiker Friedrich Hefele, einer der Vorgänger des zu ehrenden
Berend Schwineköper, hatte immer ein besonderes Gespür für die Entwicklung
der Baukunst gezeigt und mit seiner Abhandlung ,,Aus Freiburgs Baugeschichte'4
über die klassizistische Zähringer Vorstadt auch bewiesen. Schon in diesen Gesprächen
schien es empfehlenswert, die sich aus dem Jugendstil und dem Späthistorismus
entwickelnde und mit dem Bauhausstil, dem Expressionismus und der
Neuen Sachlichkeit parallel laufende barocke Stilepoche als „Dritten Barock" zu
bezeichnen.

Die kunsthistorische Forschung der letzten beiden Jahrzehnte, insbesondere in
Wien und München, hat den Stilbegriff des Dritten Barock wissenschaftlich fundiert
und weiterentwickelt, so daß er heute, zumindest in Teilen der staatlichen
Denkmalpflege, als anerkannter Arbeitsbegriff gilt. Die Anwendung dieser Bezeichnung
setzt allerdings voraus, daß man den Begriff des Historismus, zumindest
in der Baukunst, uneingeschränkt akzeptiert und auch die insbesondere
durch Karl Maria Swoboda und Renate Wagner-Rieger in Wien entwickelte Dreiteilung
in Romantischen Historismus, Strengen Historismus und Späthistorismus
für die Zeit von etwa 1830/40 bis 1900 anerkennt. Der Begriff der Gründerzeit ist
dann nur noch als kulturgeschichtlicher Oberbegriff, und auch nur für die Zeit
ab 1870, also des Strengen Historismus und des Späthistorismus, anwendbar.

Im Historismus, insbesondere im Strengen Historismus und im Späthistorismus
, sind beachtliche Zeugnisse der Architektur entstanden, die im Barockstil
ausgeführt wurden. Als Unterscheidungskriterium zur ursprünglichen Barockarchitektur
des 17. und 18. Jahrhunderts spricht man von den Barockbauten des
Historismus als von Architekturen des Neo-Barock. Daß in diesem Zusammenhang
nur die barocken Stilelemente gemeint sein können, wie sie der Historismus
empfand und anwendete, versteht sich von selbst. So war es in dieser Epoche

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