Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 235
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0237
Besprechungen eingegangener Bücher

Alfred Graf von Kageneck: Das Ende der vorderösterreichischen Herrschaft im Breisgau.
Der Breisgau von 1740 bis 1815, Verlag Rombach u. Co., Freiburg i. Br., 1981, 236 S.,
16 Abbildungen, 2 Plankarten, 2 Faksimiledrucke.

Wie Vf. im Vorwort feststellt, scheinen trotz der umfassenden Darstellung ,,Vorderösterreich
, eine geschichtliche Landeskunde" (2. erweiterte Aufl. 1967) sowie der seitdem erschienenen
Detailuntersuchungen ,,die Gründe, die zur Trennung Wiens vom Breisgau geführt
haben", nicht ,,genügend geklärt". In den zehn Kapiteln des Buches wird diesen Gründen
nachgespürt: Zum einen sind es die bekannten Ereignisse in der Entwicklung der Habsburg-
Monarchie seit der Regierung Maria Theresias bis zum Wiener Kongreß. Zum anderen-
und dies ist das Faszinierende an dieser Darstellung — sind es die ,,großen Zeitläufte" und
ihre Wellenschläge im Breisgau selbst, denen bis ins einzelne nachgegangen wird.

Nach dem Verlust der österreichischen Vorlande im Elsaß (17. Jh.) ist der Breisgau Kernland
,,Vorderösterreichs" geworden, Freiburg Sitz der neu eingerichteten Vorderösterreichischen
Regierung. Die Frage nach den Gründen der Trennung 1803 spitzt sich zu in der Erörterung
, was der Breisgau wert war, dem Erzhaus, der Wiener Regierung, den Militärs und
der Staatsräson eines Kanzlers Metternich, seitdem Kaiser Josef IL erstmals nach seinem
Besuch in Freiburg 1777 so geringschätzig über die Stadt, über die v.ö. Verwaltung, zu zahlreiche
Beamte, über die Universität und ihre Professoren, vor allem aber über den geringen
„Ertrag" dieses Landstriches sich geäußert hatte.

In krassem Gegensatz zu solchem Kalkül steht das Bemühen der vorderösterreichischen
Regierung und ihrer Repräsentanten — von Anton Thaddäus von Sumerau bis hin zum
modenesischen Regierungspräsidenten Hermann von Greiffenegg — sich als pflichtbewußte
habsburgisch-österreichische Staatsdiener zu bewähren. Tatkräftig werden sie dabei unterstützt
, über alle Kompetenzquerelen hinweg, von den drei Ständen im landständischen Kon-
seß, die mutig und standhaft in der Stadt ausharren, wenn die Regierung in Kriegsgefahr und
-zeiten sich nach Konstanz oder Günzburg in Sicherheit bringt. Unerschütterlich in ihrer Gesinnung
und Anhänglichkeit zum Erzhaus ist vor allem die Freiburger und Breisgauer Bevölkerung
, trotz der vielen Kriegsnöte und -drangsale, den Einquartierungslasten, Beschlagnahmungen
und Kontributionen, Krankheiten und Seuchen in den Revolutions-, Napoleonischen
- und Freiheitskriegen. ,,Wien war für die Breisgauer das Zentrum der Welt, ... Mittelpunkt
eines Reiches, das vom Oberrhein bis Mittelitalien und an die türkische Grenze
reichte" (S. 56).

Doch zunehmend wurde der Breisgau interessantes, künftiges Tauschobjekt für eiskalten
diplomatischen Länderschacher, bei dem von den Bewohnern überhaupt nie, dafür um so
mehr von den Regenten und deren Entschädigungen für abzutretendes oder anderweitig zu
erwerbendes Territorium die Rede war. Salzburg und Tirol — oder Freiburg heißt schließlich
in Wien die Alternative angesichts der europäischen und Rheinbundpolitik Napoleons. Aber
selbst nach dem endgültigen Ausscheiden des Franzosenkaisers aus dem europäischen
Mächtespiel haben aussichtsreiche Konstellationen in Wien und Hoffnungen im Breisgau auf
eine Wiedervereinigung des Breisgaus mit einem wie immer auch gearteten österreichischen
Staatenverbund getrogen. Österreich wollte keine direkte Grenze mehr mit Frankreich. Nicht
nur Menschenwerk, sondern auch geschichtliche Erfahrungen und geographische Fakten be-

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