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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 22
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0024
Die Abbildung sowie gefundene Putzreste zeigen, daß die Farbe des Gebäudes
ein blasses Gelb war, dem die heutige Farbgebung entspricht. An einigen Stellen
des Risalits in Höhe des 1. und des 2. Obergeschosses sowie an der Süd-Ost-Ecke
des Ost-Flügels waren Reste einer aufgemalten Putzquaderung — sicherlich einer
Eckquaderung zu beobachten.

Adelssitz

Nach der Suspendierung der Freiburger Ordensniederlassung der Jesuiten am
19. September 1773 — schon zwei Monate zuvor begann das Aufhebungsverfahren
31 — wurde das Landhaus mit dem Gut von der Vorderösterreichischen Landesregierung
eingezogen (Abb. 8). Zwar erhob die Familie Schnewlin — Bernlapp Ansprüche
auf eine kostenlose Übereignung des Gutes, da die Jesuiten es von ihren
Vorfahren erhalten hätten und festgelegt worden sei, daß die Familie nach Aufhebung
des Ordens den Besitz wieder zurückerhalten solle. Doch konnten sie eine
schriftliche Fixierung dieser Vereinbarung nicht nachweisen. Am 1. November 1775
wurde das Gut schließlich an Freiherrn Franz Joseph Schnewlin — Bernlapp von
Bollschweil auf 6 Jahre verpachtet32 und 1779 für 72 000 fl. an ihn verkauft33. Erst
viele Jahre später kam das Schriftstück, in dem die Rückführung des Besitzes an
die Familie festgelegt war, wieder zum Vorschein, wie es eine vermutlich wahre
Anekdote überliefert34. Ob die Schnewlin — Bernlapp irgendwelche Regreßansprüche
durchsetzen konnten, erscheint unwahrscheinlich, zumal inzwischen das Großherzogtum
Baden die Rechtsnachfolge der Vorderösterreichischen Regierung angetreten
hatte.

1812 erwarb Joseph Karl Ludwig Freiherr von und zu Schauenburg das Anwesen
für 75 000 fl.35. An diesen Besitzer erinnert noch heute eine Tafel neben dem östlichen
Gutstor mit der Inschrift:

„Karl Freiherr von Schauenburg geboren zu Luxemburg am L April MDCCIIL
Wittwer der Auguste von Schmidtburg und Sophie von Enzberg, Herr zu Geissbach
in der Ortenau floh seines Vaterlandes Unruhen, kaufte das Schloß und die Herrschaft
Merzhausen im Jahre MDCCCXII, die ehemals den Jesuiten und nach diesen
den Freiherren von Bollschweil zugehörten

In dieser Inschrift wird erstmalig die Bezeichnung „Schloß" für das ehemalige
Jesuiten-Landhaus faßbar. 1814 wird das Gebäude, nachdem es schon eine Weile
als Adelssitz genutzt wurde, von J.B. Kolb in seinem „Historisch-statistisch-topo-
graphisches(n) Lexikon von dem Großherzogtum Baden"36 als das „... sogenannte
Jesuitenschoß ..." genannt. Der Verfasser wird noch in Erinnerung gehabt
haben, daß der Bau erst nach Verlust seiner Funktion als Jesuiten-Landhaus
als „Schloß" bezeichnet wurde.

Im Jahre 1839 kaufte der Freiherr von Warsberg das Gut für 110 000 fl.37 Er ließ
an dem Herrenhaus verschiedene Umbauten durchführen. Der Mittelrisalit wird
nun durch einen annähernd rechtwinkligen Giebel mit Okulus in der Mitte nach
oben hin abgeschlossen. Im ersten Obergeschoß wird dem Risalit in ganzer Breite
ein auf vier Stützen ruhender Balkon vorgestellt. Das gußeiserne Balkongeländer ist
durch vertikale Stäbe in 13 annähernd quadratische Felder geteilt, welche von Krei-

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